Tag 2: Brno – Olomouc

⌴ 100km ⋅ ↗ 774hm ⋅ ↘ 768hm ⋅ ⤓ 207m ⋅ ⤒ 624m ⋅ ◷ 6:36:27  ⋅ Σ 238km

Ein Som­mer wie frü­her ist das heu­te, da sind wir uns einig: 30 Grad, das war in unse­rer Kind­heit die Tem­pe­ra­tur, die noch akti­ve Som­mer­ge­stal­tung erlaubt hat. Dar­über, bei 31 Grad konn­te man nur noch baden gehen und bei 32 Grad war „Raum­schiff Enter­pri­se“ im küh­len Wohn­zim­mer ange­sagt. Bei 30 Grad fährt es sich auch heu­te noch recht ange­nehm Rad, vor allem dann, wenn die Rou­te durch ein schat­ti­ges, ruhi­ges Fluss­tal geht, wobei sich das mit der Ruhe schnell rela­ti­viert, wenn auf der ande­ren Sei­te des Flus­ses wie­der ein Güter­zug vor­bei­don­nert. Das male­ri­sche Tal ist näm­lich Teil der Bahn­stre­cke nach Pardubice.

Aus dem male­ri­schen Tal wird wenig spä­ter ein noch schö­ne­res als wir die uns bis­her völ­lig unbe­kann­te Land­schaft des Mäh­ri­schen Kars­tes ken­nen­ler­nen. Ich gebe zu, ich bin ein Geo­gra­phie-Noob und ich bin bis­her davon aus­ge­gan­gen, dass ganz Tsche­chi­schen auf der Böh­mi­schen Mas­se sitzt. Das ist aber falsch, wie ich heu­te ler­nen durf­te, die Böh­mi­sche Mas­se geht nur bis zur Linie Bud­weis-Brünn, wäh­rend der ganz öst­li­che Teil des Lan­des schon zum Kar­pa­ten­vor­land gehört. Dazwi­schen gibts auch noch was und in die­sem Dazwi­schen ist eben der Mäh­ri­sche Karst, eine von Doli­nen, Can­yons und unzäh­li­gen Höh­len durch­zo­ge­ne und selbst­ver­ständ­lich unter Natur­schutz ste­hen­de Land­schaft, so schön, dass es uns fast pein­lich ist, dass wir noch nie davon gehört haben. Vie­le ande­re Men­schen haben aber davon gehört und sind zu Fuss oder mit Auto und Tou­ris­ten­zug unter­wegs zu den Höh­len oder mit Wan­der­schu­hen und Ruck­sack, mit Kind und Kegel oder Moun­tain­bikes unter­wegs im tief ein­ge­schnit­te­nen, schat­ti­gen Tal, in dem die Buchen ganz dünn, lang und gera­de sind, weil sie sich so sehr nach der Son­ne stre­cken müssen.

Nach dem Mit­tag­essen geht es ein Stück steil berg­auf. Kei­ne gute Idee, das mit dem Mit­tag­essen vor der Stei­gung, machen wir so nicht mehr. Oben hügeln wir durch eine Art Mühl­vier­tel bevor durch den Wald es wie­der berg­ab geht und wir uns an einem typisch tsche­chi­schen Ort ein typisch tsche­chi­sches Getränk (nein, nicht das, es war nur ein Kofo­la) kau­fen. Die­ser typisch tsche­chi­sche Ort ist ein impro­vi­sier­tes Bier­lo­kal an einem impo­san­ten Fisch­teich mit Strand­ses­seln und Tischen aus alten Kabel­trom­meln. Es gibt 3 Sor­ten Bier vom Fass und wer Hun­ger hat, hat die Aus­wahl zwi­schen Kar­tof­fel­chips mit und ohne Papri­ka oder Soft­eis. Dazu gibt es ein baro­ckes Schloss oben auf dem Hügel und wum­mern­de Musik aus den Laut­spre­chern sowie Gegen­ge­wum­mer vom ande­ren Ufer des Fisch­teichs, wo so eine Art Feri­en­camp für Erwach­se­ne statt­fin­den muss, stel­len wir uns vor: Wan­dern und Moun­tain­bi­ken, Zel­ten und Bogen­schies­sen tags­über, am Abend Ste­ckerl­fisch gril­len und ver­mut­lich das eine oder ande­re Bier. Also fast wie für die Kin­der, nur krie­gen die halt Limo statt Bier.

Das Kon­zept „Out­door-Urlaub“ schlägt hier das Kon­zept „Städ­teur­laub“ um Län­gen. Ges­tern war schon Brno eher ruhig für einen Frei­tag­abend, heu­te ist Olo­mouc nicht viel leben­di­ger. Das liegt auch dar­an, dass man zwar am Platz neben dem Rat­haus ein paar Bands spie­len lässt, das Publi­kum hängt wegen der Hit­ze aber ziem­lich in den Sei­len. Das Zen­trum von Olo­mouc ist näm­lich so eine rich­ti­ge Hit­ze­insel ohne einen ein­zi­gen Baum, dafür aber mit durch­ge­hen­dem Gra­nit-Pflas­ter, das zwar hübsch anzu­se­hen ist, sich aber ziem­lich auf­heizt. Bis dann über die Plöt­ze mit ihren berühm­ten Brun­nen und durch die baro­cken Gas­sen ein wenig Wind streicht und die Küh­lung nicht mehr nur von 10-grá­di­gem Bier und Unmen­gen Was­ser kommt.

Die Fotos

Die Stre­cke


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