Eigentlich müssten wir heute von Radreiseblog auf Eisenbahnblog wechseln, denn wir haben zwar rund 400 km zurückgelegt, davon aber 397 mit dem Zug. Soweit mir das Genre des Eisenbahnreiseblogs bekannt ist, gibt man da an, womit man gefahren ist: in unserem Fall 3 Eisenbahngesellschaften und 3 verschiedene Triebwagenmodelle. Und da hapert es dann schon mit dem Eisenbahnbloggen: sind Triebwagen eigentlich grammatikalisch weiblich wie Loks, weil ja gleichsam die Lok schon eingebaut ist, heisst es also ‚die‘ Desiro oder doch ‚der‘ Desiro? Ich bleibe mal bei der zweiten Variante, klingt irgendwie vertrauter.
Zuerst haben wir also einen Desiro Classic der MÁV, der sogar noch eine erste Klasse hat, die sich allerdings das eher drittklassig gereinigte WC (keine Details) mit der zweiten Klasse teilen muss. Mit dem geht es an der Drau und an der kroatischen Grenze entlang im strömenden Regen durch einsame, flache Gegenden in 50 shades of green. Wären wir gerne selber gefahren, wenn auch nicht bei diesem Wetter und nicht in einem Stück. In Szombathely haben wir ein wenig Verspätung, weil wir einmal den Gegenzug abwarten mussten, aber wir haben Glück, weiter vorne am Bahnsteig wartet etwas in grün-gelb auf uns: ein Stadler Flirt der GySEV schliesst die Türen hinter uns und fährt sofort ab. Die Züge der GySEV mag ich, sie sind normalerweise pünktlich und sauber und bisher hatten wir nur modernes Wagenmaterial (wir haben aber auch schon mal meinen Triebwagen-Endgegner, eine 5047, in grün-gelb gesehen, wenn auch nur an einer Eisenbahnkreuzung). Eigentlich kaum zu glauben, dass die GySEV zu 2/3 dem Staat Ungarn gehört, dem Eigentümer der MÁV… In der selben Farbgebung geht es dann ab Sopron in einem Desiro ML weiter, ab Ebenfurth dann aber im rot-weissen Zugteil, der freundlicherweise samt einer funktionierenden Zugtoilette angehängt worden ist, weil man bis Wien in Doppeltraktion fährt und dann nur eine Garnitur weiter bis Bratislava.
Alles in allem eine ereignislose Rückfahrt von gut 8 Stunden Dauer, die uns die Gelegenheit gibt darüber nachzudenken, was wir in den letzten knapp 2 Wochen gesehen und gelernt haben. Gerade was die jüngere Geschichte der Region anlangt, war das eine ganze Menge und ich finde, dass wir uns die 5 ECTS, die ich uns dafür gebe, redlich verdient haben 😉
Wird wohl nicht das letzte Mal in der Gegend gewesen sein, sowohl in Slowenien und Kroatien, wo wir den Drau-Radweg, den wir uns für die Rückfahrt aufgehoben hatten, ja wetterbedingt ausgelassen haben, als auch in Bosnien und falls die serbische Eisenbahn tatsächlich mit Jahreswechsel eine brauchbare Verbindung von Novi Sad nach Subotica zusammenbringt, wäre auch das wieder eine Option.
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