Heute Abend haben wir etwas vor, aber davor ist noch Zeit für einen kleine Radtour nach Bamberg. 67 km lang geht es auf Landstrassen, Feldwegen und einigen fränkischen „strade bianche“ entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals nach Norden. Unspektakulär und ohne jegliche Steigungen, nur unsere Räder haben unterwegs irgendwie die Farbe gewechselt, oder waren die schon immer so grau? Unterwegs fragen wir uns, was wir eigentlich in Bamberg suchen. Was wissen wir über die Stadt? Eigentlich wenig: es eine nach der Stadt benannte Kartoffelsorte (Bamberger Hörnchen), es gab vor einigen Jahren heftige Proteste gegen eine Bahnlinie in der Stadt wegen einer dadurch notwendigen quer durch das Zentrum verlaufenden Lärmschutzwand und sie haben dort einen ziemlich berühmten Dom.
Der Dom ist uns Grund genug für einen Besuch und er war auch gemeinsam mit der Innenstadt der UNESCO Welterbe-Kommission genug zur Verleihung des begehrten Siegels. Haben wir nicht gewusst, dass es da nicht nur den Dom gibt, sondern auch eine ausgezeichnet erhaltene Innenstadt mit Fachwerk, alten Brücken, einem Rathaus mit Trompe-l’oeil auf der Aussenseite, Schloss, Palast und was weiss ich noch was an Sehenswürdigkeiten. Hätten wir das gewusst, wären wir nicht hingefahren, weil eigentlich nur Zeit für einen Kaffee und ein kleines Mittagessen nebst Dombesichtigung war. Also Dom: spätromanisch-frühgotisch, mehrfach abgebrannt, dann barockisiert und im 19. Jhdt. wieder „romanisiert“, dann wieder runter in die Stadt auf einer Kopfsteinpflaster-Teststrecke für Paris-Roubaix, die rauf angenehmer zu fahren war als runter und angenehmer zu fahren als zu Fuss. Ich habe nämlich ein kleines Problem mit meinen Radschuhen und Kopfsteinpflaster, das Ulrich nicht zu stören scheint. Meine Füsse rutschen mit den Metallplatten auf dem Pflaster hin und her, was das Gehen sehr anstrengend macht, Ulrichs Schuhe dürften ein günstigeres Verhältnis von Kunststoff zu Metall haben.
Zurück in Nürnberg geht es in Richtung des „Reichsparteitagsgeländes“, wo heute alle hin wollen. Es ist nämlich Volkfest, so eine Art Urfahraner Jahrmarkt, der aber gleich zwei Wochen dauert. Also gleich zwei Wochen Angsoffene in der Strassenbahn – unsere Linzer Leser*innen werden wissen, was das bedeutet. Wir spazieren um den Teich und zur Meistersingerhalle, wo heute ein Geburtstagsgeschenk aus der Zeit vor Corona eingelöst wird: 2018 oder 2019 habe ich Ulrich Karten für eine Lesung von Marc-Uwe Kling geschekt, aber dann gabs keine Karten, dann keine Veranstaltungen und dann wieder keine Karten. Auch die heutige Veranstaltung war ausgebucht, und wir haben schon gescherzt, dass das Pärchen vor uns die Karten wohl schon sehr lang im Voraus gebucht haben muss. Die waren nämlich mit einem wenige Monate alten Säugling in der Veranstaltung, deren Publikum somit von 0 bis 80 Jahre alt war. Viele Kinder waren dabei, Marc-Uwe Kling hat offenbar zahlreiche sehr junge Fans, aber auch ältere und alte Menschen, und alle hatten Spass beim Wunschkonzert der Känguruh-Texte und ‑Comics.
Der Rückweg war dann ein kleiner Wandertag, was teilweise auf die Strassenbahnen der Nürnberger Verkehrsbetriebe zurückzuführen ist. Die sind nämlich ein bisserl unglücklich geplant und haben zu wenige Türen, weswegen sie voller aussehen als sie tatsächlich sind. In der, die wir gekriegt haben, gabs dann noch einen Streit zwischen Besoffenen (vgl. oben, Volksfest) und dann eine Betriebsunterbrechung wegen eines Verkehrsunfalls in der Eisenbahnunterführung. So spät wie heute sind wir schon lange nicht mehr im Quartier gewesen, aber ein Bier an der Hotelbar mit der ausgesprochen gut gelaunten Mannschaft geht sich trotzdem noch aus.
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