Das heutige Coverbild hat leider einen ernsten Hintergrund. Nicht der Superkleber, den haben wir gebraucht um der mit dem 3D-Drucker ausgedruckte Halterung der Logitech-Tastatur das Wackeln abzugewöhnen. Übrigens erfolglos. Nein, die Pflaster sind es: davon klebt eines an meinem linken Ellbogen, wo es zumindest verhindet hat, dass ich die Bettwäsche einsaue. Mehr kann es leider nicht für mich tun, ein Cut mit Prellung am Ellbogen kann man damit nur zukleben, aber heilen muss es von selber, ebenso wie der Bluterguss am Hintern, der in den nächsten Tagen sicher alle Farben aller Flaggen dieser Gegend spielen wird. Ursache: ich bin auf dem vom Gewitterregen spiegelglatten Stein eines Gehsteigs ausgerutscht und auf den Allerwertesten gefallen. Schauen wir mal, ob das in den nächsten Tagen wieder besser wird oder obs das mit dieser Reise dann war. Für morgen haben wir jedenfalls mal fahrradfreies Alterntivprogramm gezimmert, weil ich nicht weiss, ob ich mit den Erschütterungen zurechtkommen werde.
Dabei hat der Tag eigentlich super angefangen mit frischem Baguette und Croissants, wenn auch solchen aus dem Supermarkt, weil die Bäckereien hier eher dünn gesät sind. Danach eine schöne Runde auf ehemaligen Lokalbahnstrecken und Nebenstrassen in der Gegend nördlich von Namur. Hier ist nichts mehr mit alter Industrie, der Radweg erinnert mehr an den Dampfross und Drahtesel bei Stammersdorf, nur dass hier anstelle von Weinbergen Rinderweiden zu sehen sind. Die alten Bahnstrecken hatten natürlich auch Bahnhöfe und einige davon hat man in den letzten Jahrzehnten sinnvoll weitergenutzt: zu Wohnungen umgebaut, als sehr luxuriöse Ferienwohnung oder auch als städtische Bücherei mit angeschlossener Musik- und Tanzschule. Gefällt uns, auch wenn sicher nicht alle alten Bahnhöfe so schön verwertet worden sind, denn davon hat Belgien, das bis in die 60er Jahre ein extrem dichtes Netz an Lokalbahnen und Vicinals (Regio-Trams) hatte, einfach sehr, sehr viele.
Am Nachmittag geht es dann hinauf zur Zitadelle von Namur, die an strategisch günstiger Position, an der Mündung der Sambre in die Maas auf einem bis zu 100 m hohen felsigen Hügel liegt. Wenn man da in die Felsgänge rein will, muss man eine Führung buchen, was wir gestern schon übers Internet getan haben. Heute sind wir einige Minuten vor der früheren Führung schon oben und fragen mal vorsichtig an, ob es eventuell möglich wäre, aber nur, wenn es nicht zu viele Umstände macht und ganz leicht geht, dass wir schon eine Stunde früher in den Abgrund steigen. Kein Problem, es sind ja noch Plätze frei, hier das neue Ticket. Das alte zurückzugeben wäre schwierig geworden, aber das PDF wollte nicht einmal jemand sehen! Wir bekommen also eine Einführung in die Baugeschichte und die Entwicklung der Artillerie, erfahren wer die Zitadelle aller schon belagert hat und wer sie danach umgebaut hat (ja, Vauban auch) und dann geht es runter in die 12–14 Grad kühlen Gänge aus 5 Jahrhunderten. Die sind vor rund 10 Jahren generalsaniert worden und mit einer so starken Beleuchtung versehen, dass inzwischen Mose in den Gängen wachsen. Stalagtiten aber auch, denn es ist kalkig und feucht. Feucht heisst, dass es auch rutschig ist, wir werden immer wieder vor besonders glatten Stellen gewarnt. Hätten wir unsere Begleiterin doch nur unten in der Stadt auch noch dabei gehabt…
Kaum verlassen wir die Gänge, beginnt es auch schon zu tröpfeln. Wir erfahren noch, wo wir überall unterirdisch unterwegs waren und wie das von aussen aussieht (man sieht nicht, was da hinter den Felsen ist) und langsam wird der Regen stärker. In einem heftigen Gewitter tasten wir uns vorsichtig die steinernen Treppen hinab. Der Rest ist bekannt, vgl. 1. Absatz.
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