Tag 14: Arras – Amiens

⌴ 85.1km ⋅ ↗ 413hm ⋅ ↘ 448hm ⋅ ⤓ 19m ⋅ ⤒ 169m ⋅ ◷ 5:17:52  ⋅ Σ 1155.1km

Nach Wind vor­ges­tern und Regen ges­tern gibt es heu­te das bes­te aus bei­den Wel­ten: Wind und Regen abwech­selnd mit ein paar Son­nen­strah­len oder wie man in der nahen Nor­man­die sagt: “il fait beau cinq fois par jour” – es hat dort nicht nur kein schlech­tes Wet­ter, es ist sogar fünf mal am Tag schön. Zwi­schen uns und der Küs­te ist halt nichts mehr, das die Wol­ken auf­hal­ten würde.

Bei der neu­fund­län­di­schen Gedenk­stät­te Beau­mont-Hamel machen wir Sand­wich­pau­se. Wie die ande­ren kana­di­schen WWI Memo­ri­als gibt es auch hier ein paar jun­ge Frei­wil­li­ge in war­men Jacken, die sich aus­ge­spro­chen freund­lich um alle Besucher*innen küm­mern, die so vor­be­schau­en. Ich woll­te ja nur mal kurz das kana­di­sche WC benut­zen, aber die kur­ze Schil­de­rung des jun­gen Man­nes am Emp­fang hat mich dann doch zu einem Besuch beim Cari­bou-Denk­mal bewo­gen. Ulrich war ein bis­serl sau­er des­we­gen, und ich habe jetzt schlech­tes Gewis­sen wegen sei­ner sich anbah­nen­den Ver­küh­lung. Sorry!

In Ami­ens gibt es eine der schöns­ten goti­schen Kathe­dra­len Frank­reichs. Vor 5 Jah­ren hat man uns dort raus­ge­schmis­sen, weil man um 18:30 Uhr schliesst, aber dies­mal waren wir recht­zei­tig dort und konn­ten uns das Inne­re ganz genau anschau­en. Eine detail­ier­te Beschrei­bung des Bau­werks gibt es in der Wiki­pe­dia, eine noch detail­lier­te­re, d.h. eine so rich­tig aus­führ­li­che, in der fran­zö­sisch­spra­chi­gen Aus­ga­be, daher hier nur kurz unse­re High­lights: nied­ri­ge Tür­me im Wes­ten, dafür aber ein 112 m hoher spit­zer Vie­rungs­turm (eine flè­che wie sie auch auf Not­re Dame in Paris zu sehen war, nur stammt die hier auf Not­re Dame in Ami­ens aus dem 16. Jhdt. und wur­de schein­bar nur ein ein­zi­ges Mal vom Blitz getrof­fen – das grenzt ja fast an ein Wun­der). Das gan­ze Bau­werk ist über 140 m lang und das Lang­haus 42 m hoch, beson­ders beein­dru­ckend aber fin­den wir den Chor, der wie eine Kir­che in der Kir­che wirkt, vom Rest abge­schlos­sen durch einen Lett­ner und ein Git­ter, wohl um das Chor­ge­stühl zu beschüt­zen, für das hier sogar eige­ne Füh­run­gen ange­bo­ten wer­den, wenn man denn am rich­ti­gen Tag da ist (sind wir natür­lich nicht). Der Chor­um­gang geht über die voll Brei­te des Gebäu­des, dort ist also wirk­lich Platz, viel mehr als wir von ande­ren Kathe­dra­len ken­nen. Von den alten Glas­fens­tern haben nicht vie­le die Jahr­hun­der­te und den Ers­ten Welt­krieg über­lebt, aber immer­hin: ein­fa­che Glas­fens­ter las­sen mehr Licht in den Raum, nicht aber in die Apsi­den, von denen eine den Ver­bün­de­ten Frank­reichs im Ers­ten Welt­krieg gewid­met ist, zahl­rei­che Pop­pies inklu­si­ve. An einer Ecke des Chors wird es dann ein wenig graus­lich: man hat hier eine Reli­quie von Johan­nes dem Täu­fer. Ja, wirk­lich, es han­delt sch um *die* Reli­quie: den abge­schla­ge­nen Kopf, bes­ser gesagt nur das Gesicht davon, das aber wie in der Oper auf einem gol­de­nen Tablett. Reli­qui­en­ver­eh­rung – ein bissl spe­zi­ell ist das schon, fin­den wir, auch wenns mög­li­cher­wei­se nicht der ech­te Kopf ist.

So, das wars für heu­te, wir gehen Ulrichs Ver­küh­lung aus­ku­rie­ren und jede Men­ge nas­ses Rad­ge­wand trocknen.

Die Fotos

Die Stre­cke


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