Bevor die Aspangbahn in den nächsten Wochen wieder einmal repariert wird, fahren wir noch ein letztes Mal die bekannte Strecke nach Wiener Neustadt – Bad Erlach – Pitten – Seebenstein – Aspang mit dem Ziel Friedberg auf der anderen Seite des Wechsels. Als wir aber in Aspang am Bahnhof vorbeikommen, entfaltet der plötzlich eine geradezu magnetische Anziehungskraft. Es freut uns einfach nicht mehr über den Berg zu fahren und wir schauen stattdessen in Aspang bei der Tankstelle vorbei. Gastronomie gibt es dort am Sonntag nämlich nicht, dafür aber eine Selbstbedienungs-Tankstelle mit ein paar Automaten, darunter einem mit interessanter Bier-Auswahl: es gibt Puntigamer, Puntigamer, Puntigamer und – erraten – Puntigamer in insgesamt 8 Fächern. Da fällt die Auswahl schon schwer, aber Cola und so Zeug hat man eh auch, Süsskram und Spritzer ebenso.
Was war Schuld an der plötzlichen Unlust? Doch nicht etwa der Alkohol? Auf der Fahrt haben wir nämlich in Teesdorf beim Container-Bioladen mit Container-Vinothek Halt gemacht. Letztere hat auch gekühlte Getränke, darunter etwas, das sich Verjus-Minze-Melisse nennt. Klingt gut, nehme ich, schmeckt auch gut. Beim Lesen der Zutaten (was macht man auch sonst mit einer Flasche in der Hand als die Zutatenliste zu lesen?) fällt mir die Hauptzutat „Wein“ auf. Noch ein Schluck. Warum ist da Wein drin, das ist doch Verjus mit Kräutern? Nein, es ist ein Spritzer mit Geschmack und ich habe die Hälfte des Viertelliters schon getrunken, heisst 125 ml mit 5,5% Alkohol. Das ist so in etwa ein Esslöffel reiner Alkohol und daher darf ich mich auf den nächsten Kilometern wohl als versehentlich homöopathisch besoffen bezeichnen. Sicherheitshalber wird das Achterl Gspritzter mit ein paar Käsegebäckstangerl als Unterlage versehen.
Ein sehr netter Ort ist übrigens der kleine Eissalon „Lucky“ in Pitten. Hier gibt es zahlreiche Eissorten in allen Farben und Geschmacksrichtungen, die Kugel kostet einen Euro, ein sehr sozialer Preis heutzutage und das Eis ist auch sehr gut. Wenn man will – und alle Kinder wollen – stuppt der Eisverkäufer das Eis auch noch kurz in eine Schüssel mit bunten Streuseln. Designer-Eisbecher gibt es hier nicht, dafür setzt man sich mit dem Becher und dem Plastiklöfferl auf eine der bereitgestellten Bänke im Schatten und verschnauft kurz. Während wir das tun, vereinbart ein Vater mit dem Verkäufer, dass die Volksschulklasse seines Sohnes morgen gegen 11 vorbeikommen wird und jedes Kind ein Stanitzel mit einer Kugel (und Streusel!) haben darf. Die 25 Euro bezahlt der Vater schon heute. Den Eissalon gibt es schon seit über 40 Jahren und tatsächlich kommt so ein nostalgisches Freibad-Gefühl auf, nur der Chlorgeruch fehlt.
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