Tag 8: Pécs – Baja

⌴ 96km ⋅ ↗ 659hm ⋅ ↘ 712hm ⋅ ⤓ 91m ⋅ ⤒ 275m ⋅ ◷ 6:28:02  ⋅ Σ 782km

Rad­fah­ren in Ungarn ist eine recht ent­spann­te Ange­le­gen­heit. Nicht nur, dass es an grös­se­ren Ber­gen fehlt, auch die klei­ne­ren haben hier in Trans­da­nu­bi­en, soweit wir sie bis­her gese­hen haben, eher mode­ra­te Stei­gun­gen. Es hügelt sich also dahin, quer durchs Land und ent­lang der Donau, die hier eine Gelän­de­kan­te zwi­schen Trans­da­nu­bi­en und der Ebe­ne der Batsch­ka gegra­ben hat. Wenn man mal einen der Hügel erklom­men hat, geht es aber auch ganz ordent­lich wie­der run­ter, wir sind bei einer der Abfahr­ten auf knapp 60 km/h gekom­men, auf einer lee­ren Land­stras­se mit per­fekt gepfleg­tem Asphalt. Bis auf weni­ge Stü­cke war der heu­te auch sonst in sehr gutem Zustand, als wirk­lich holp­rig in Erin­ne­rung ist mir nur der letz­te Abschnitt von ca. 10 km durch den Auwald zur Donau­brü­cke vor Baja.

Da kam aber das zwei­te gros­se Plus von Ungarn als Rad­ur­laubs­land zum Vor­schein: die Autofahrer*innen über­ho­len aus­ge­spro­chen gedul­dig und rück­sichts­voll, auch auf engen Stras­sen und das gilt auch für die LKW. Kös­zönöm szé­pen – wirk­lich sehr nett, wir wis­sen das zu schätzen.

Das drit­te Plus ist, dass es erstaun­lich oft Rad­we­ge gibt. Nicht so flä­chen­de­ckend wie in den Nie­der­lan­den oder in machen Tei­len von Deutsch­land und nicht immer dort, wo man ihn brau­chen wür­de, aber es gibt sowas wie einen Über­land­rad­weg, erkenn­bar an der gel­ben Mit­tel­li­nie. In den Orten zieht sich oft ein Rad­weg ent­lang der Haupt­stras­se dahin, etwas eng und win­ke­lig, aber er wird ger­ne ver­wen­det, von älte­ren Damen mit Ein­kauf­korb, jün­ge­ren mit Kind auf dem Kin­der­sitz und auch von Jugend­li­chen mit Schul- und Sport­zeug. Dass wir uns das Gewin­kel um Bus­hal­te­stel­len (gibt es in wirk­lich *jedem* Kaff) nicht antun woll­ten und statt­des­sen auf der Stras­se geblie­ben sind, hat man uns auch nicht übel genom­men. Bis­her sind wir weder aus dem Auto her­aus ange­schrie­en noch “zur Stra­fe” knapp über­holt worden.

Wir haben also kei­nen Grund uns über unser Aus­weich­ur­laubs­land zu beschwe­ren. Doch einen gibt es: der doch recht star­ke Nord­wind auf der an Bäu­men armen Ebe­ne der Batsch­ka zieht an unse­ren Ner­ven, denn wenn wir unse­re Rei­se nicht in Tira­na beschlies­sen wol­len (nein, durch das Koso­vo wol­len wir der­zeit wirk­lich nicht), müs­sen wohl oder übel in eine nörd­li­che Richtung.

Damit das nicht nur in all­ge­mei­ne Betrach­tun­gen aus­ar­tet, noch kurz zur heu­ti­gen Etap­pe: es gibt Wein auf dem Pla­teau und Wein­kel­ler im Sand­stein der Pla­teau­wand, Getrei­de, Auwald, Papria­ka­sa­la­mi mit Sem­mel aus einer Greiss­le­rei als Mit­tag­essen, 28 Grad, Nord­wind und als Ziel die Stadt Baja, in der wir schon letz­tes Jahr über­nach­tet haben. Dies­mal ist aber Frei­tag statt Mon­tag. Das und die 10 Grad mehr im Ver­gleich zum letz­ten Jahr machen aus einem ver­schla­fe­nen Städt­chen fast so etwas wie einen früh­som­mer­li­chen Strand­ba­de­ort. Stim­mung macht eine deut­sche Volks­mu­sik­grup­pe, Baja ist näm­lich Zen­trum der Deut­schun­garn, die hier auch alle Schul­stu­fen bis hin zur päd­ago­gi­schen Aus­bil­dung haben. Man hät­te aber doch ande­re Musik­stü­cke als den “Zil­ler­ta­ler Hoch­zeits­marsch” und “Mar­mor, Stein und Eisen” fin­den kön­nen – was sol­len denn die Ungarn denken?!?

Die Fotos

Die Stre­cke


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