Von Wien nach Retz über Laa an der Thaya bedeutet nicht nur 120 km mit ein paar Höhenmetern mehr als die klassische Strecke über Hollabrunn, es gibt auch Gelegenheit in einer schon bekannten Gegend neue Ecken kennen zu lernen.
Die erste derartige Erkenntnis war, dass die Leiser Berge nicht nur aus dem Buschberg bestehen, die zweite, dass es nicht angebracht ist sie als „Leiser Hügel“ zu verunglimpfen: das mögen sie nicht und dann bauen sie sich vor den armen Radfahrenden so richtig steil auf. Kurz vor Laa haben wir uns entschieden nach Znojmo zu fahren und diesen Plan gleich wieder verworfen, weil es nur jede zweite Stunde einen Zug von dort wieder nach Wien zurück gibt, in Retz aber stündlich. Wir hätten nach Znojmo fahren können, denn wir sind dann in Retz in genau diesen Zug eingestiegen, der uns davor zu spät gefahren ist. Wir hätten uns damit rund 45 km Gegenwind erspart und die neue Strecke nicht kennen gelernt. Gut, dass wir gefahren sind, aber geflucht haben wir ordentlich.
Gesehen haben wir heute: ein paar Gedenkorte für die Opfer der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach 1945. Die Besetzung der Sudetengebiete durch Nazideutschland 1938 als „Befreiung“ zu bezeichnen – das ging offenbar 1980 wenige Kilometer vor dem Eisernen Vorhang noch und ist heute hoffentlich nicht nur für uns undenkbar. Kurz vor dem Ende der heutigen Tour, bevor wir bei Mitterretzbach die Grenze nach Österreich wieder überqueren, kommen wir an einem anderen Denkmal vorbei, dem für den im September 1938 bei einem Angriff von Nazis auf das tschechoslowakische Zollhaus erschossenen Soldaten Otmar Chlup.
Was gabs noch zu sehen? An der Wassermühle Slup sind wir zig mal vorbeigefahren, erst heute ist uns das blaue Schild aufgefallen und fast hätten wir sie nicht erkannt. Oh, so ein hübsches Schlösschen, aber wo ist die Mühle? Das Schlösschen *ist* die Mühle und wären wir nicht einen Tag zu früh dran gewesen, dann hätten wir sie auch von Innen besichtigen können, sie ist nämlich ein nationales Denkmal mit einer Ausstellung über Mühlen und ihre Technik und Teil des Technischen Museums von Brno, sperrt aber erst am 1. April wieder auf.
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