Der heutige Tag beginnt nicht gut: es regnet aus Schaffeln, es giesst aus Eimern und es schüttet aus Kübeln. So viel Wasser ist auch in etwa im Frühstückskaffee, der ungelogen der grauslichste Kaffee war, den ich in den letzten Jahren getrunken habe. Und ich habe viel Kaffee getrunken! Gegen Blümchenkaffee aus der Hotelmaschine ist ein Kraut gewachsen, es heisst “double Espresso”, wird um 700 Ft. an der Bar verkauft und schmeckt. Um es zu erwerben, habe ich gleich drei Hotelmitarbeiter*innen benötigt: die erste war nur fürs Abräumen zuständig, dem zweiten konnte ich das Konzept “doppelter Espresso” nicht erklären, der dritte konnte Englisch und die Maschine bedienen und hat mich ziemlich unverblümt als Suchthaufen bezeichnet. Ich kanns nicht leugnen…
Die knappen 100 km heute verlaufen ereignisarm und grossteils auf dem Damm neben dem Theiss-Stausee und der Theiss, der teilweise traumhaft ausgebaut ist, teils aber leider unter zu vielen zu schweren Fahrzeugen zerbröckelt und zerbröselt. Auwald links, Felder rechts, Regenjacke an, Regenhose aus, nach fast 60 km ein Coop fürs Mittagessen. Dammradweg halt.
Szolnok hat mir auch bis ca. vorgestern nichts gesagt. Kleinere Stadt von knapp 70.000 Einwohner*innen, im Zweiten Weltkrieg ziemlich beschädigt und rasch wieder aufgebaut, eine typische kleinere ungarische Stadt mit niedrigen Häusern, Bäumen in den Strassen, Plattenbausiedlungen am Stadtrand und etwas, das wohl das ehemalige Stadtzentrum ist und irgendwie aussieht wie Bremerhaven. Also von allem etwas, auch ein paar alte Hotels hat man und eine ehemalige Synagoge (Baumhorn), die heute die städtische Galerie ist und – eh klar – nicht mehr geöffnet hat als wir ankommen.
Die Stadt war und ist ein Bahnknotenpunkt: Wenn wir wollten, könnten wir von aus ohne Umsteigen nach Wien fahren, hier kommen nämlich die Nachtzüge aus der Ukraine und aus Rumänien durch. Auch sonst war hier immer ein wichtiger Übergang über die Theiss (das ist vermutlich der Grund warum man die Stadt trotz mehrfacher Zerstörung immer wieder neu gebaut hat) und schon zu osmanischer Zeit gab es hier eine Brücke. Das Material dafür musste man allerdings von weit herbringen, denn die Gegend hat weder Steine noch die Eichenstämme, die man dann verwendet hat. Hier sind wir nämlich im Schwemmland, am Ufer eines Flusses, der sich kaum noch bewegt bevor er noch ein paar andere, ähnlich dynamische Gewässer aufnimmt und in die Donau mündet. Die unregulierte Theiss konnte aber auch ganz anders, die meterhohen Dämme hat man ja nicht als Unterbau für den Radweg errichtet.
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