Der Nachtzug hat es geschafft fast 2 Stunden Verspätung, die er im Wiener Hauptbahnhof aufgerissen hat, bis Mailand fast aufzuholen. Wir kommen also sehr früh weg und fahren fast eine Stunde in der morgendlichen Kühle durch das noch verschlafene Mailand. Ist wie in Wien: um diese Zeit sind nur Läufer*innen, Gassigeher*innen mit dem Grund ihrer frühen Geschäftigkeit (pun intended) und Menschen mit Papiersackerln mit Gebäck unterwegs. Wir hoppeln über aktive und ehemalige Strassenbahnschienen, folgen mehreren Gefährten aus mindestens 3 Generation Mailänder Strassenbahngeschichte und dann einem Kanal, der uns bis nach Pavia führen wird. Jetzt gesellen sich eine vierte und eine fünfte Gruppe von frühen Vögeln hinzu: Angler und Rad fahrende aller Alter, Geschlechter und Fahrzeugklassen, vom quietschenden klassischen Herrenrad über Mountainbikes bis zu stylischen Rennrädern mit ebensolchen Fahrer*innen. Man hat sich darauf geeinigt das von irgendeiner Behörde in unergründlicher Weisheit angebrachte Tempolimit von 20 km/h nicht einmal zu ignorieren – wie auch bei *dem* Rückenwind?
Nach Pavia wird es ländlicher und es bleibt flach, schliesslich befinden wir uns hier in der Po-Ebene und die heisst nicht umsonst so. Der Po wird von hohen Deichen in Zaum gehalten, was zu anderen Jahreszeiten und wenn er nicht gerade historisches Niedrigwasser führt, durchaus notwendig scheint.
Auch Piacenza liegt eigentlich am Po, doch man merkt davon nichts. Die Altstadt ist ein schönes Stück vom Fluss entfernt und hat so einiges für uns zu sehen: einen romanischen Dom in Ziegel, ein gotisches Rathaus, ebenfalls in Ziegel, das einen wunderbaren Marché couvert abgeben würde und noch so einiges weitere an Kirchen, Palazzi und Häusern in einer Innenstadt, die lange vor dem Auto gebaut wurde und genau deshalb so angenehm zu ergehen ist. Es ist auch was los in der Stadt. Auf der Piazza Cavalli irgendeine Veranstaltung mit Diskussion und Kinderbespassung, im Palazzo Farnese ein Konzert und auf dem ehemaligen Glacis oder was auch immer vor der Ringstrasse um die Stadt dort war, ein Markt mit allem, was man in Italien so auf einem Markt verkauft. Das heisst Wildschwein und Steinpilze in allen Zubereitungsarten, Oliven, Käse und Schinken aus diversen Regionen des Landes, Gewürze, Pyjamas, Küchengeräte, Pflanzen, Katzenkloschauferl, Kleider, Wollhauben und Fahrräder sowie Fahrradzubehör. Es gibt auch einiges an italienischem und internationalem Fastfood und so beschliessen wir es mit der Kulinarik langsam angehen zu lassen und kehren zum Abendessen auf ein paar sizilanische Arancini auf den Markt zurück.
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