Tag 3: Admont – Pöchlarn

⌴ 145km ⋅ ↗ 850hm ⋅ ↘ 1280hm ⋅ ⤓ 208m ⋅ ⤒ 655m ⋅ ◷ 9:13:17  ⋅ Σ 318km

Wir neh­men uns fest vor, wir wer­den uns ab sofort für Motor­sport inter­es­sie­ren. Beson­de­re Fans wer­den wir von Motor­rad­ren­nen in der Stei­er­mark, vom MotoGP und von dem Dings da beim Erz­berg, des­sen Namen ich mir nicht mer­ke. Wenn die näm­lich statt­fin­den und sie tun das jedes Jahr, gibts in der gan­zen Stei­er­mark kein Zim­mer mehr, das man sich leis­ten kann oder will. In den angren­zen­den Bun­des­län­dern auch nicht. Motor­rad­fah­ren­de sind lei­der fle­xi­bler als wir, die fah­ren auch mal 120 km vom Zim­mer nach Spiel­berg. Wir machen das auch, aber nicht vor dem Früh­stück und nicht nach Spiel­berg, weil, eh schon wis­sen, dort ists die­ses Wochen­en­de voll. Auch auf der Fahrt heu­te: Biker im Dut­zend und davon Dut­zen­de! Ich glau­be ja auch, dass es an den Tank­stel­len in der gan­zen Stei­er­mark heu­te kein Eis mehr gege­ben hat, über­all Scha­ren von in schwar­zes Leder Gehüll­ten vor den Eski­mo-Tru­hen. Wir sind ja froh, dass wir uns ein weni­ger schweiss­trei­ben­des Hob­by gesucht haben 😉

Ges­tern beim Bier nach dem Abend­essen wur­de am Nach­bar­tisch dar­über gere­det, dass wegen des Unwet­ters die Bun­des­stras­se nach Hief­lau gesperrt sei. Es sei eine Mure her­un­ter­ge­kom­men und man wis­se noch nicht, wie lan­ge das dau­ern wür­de. Genau dort woll­ten wir aber hin. Rich­tung Mur­tal wäre aus den im ers­ten Absatz genann­ten Grün­den nur eine mit­tel­mäs­si­ge Alter­na­ti­ve gewe­sen. In der Früh mel­det der ÖAMTC (wo schaut man sonst, wie es den Stras­sen geht?) aber, dass die Bun­des­stras­se wie­der pas­sier­bar ist und wir machen uns auf den Weg ins Gesäu­se. Für alle Nicht-Österreicher*innen: das ist ein Teil der Kalk­al­pen und als sol­cher schon ganz allein spek­ta­ku­lär anzu­se­hen. Die Enns hat sich hier tief in den Fels geschnit­ten, die Gesäu­se­bahn klebt mal links, mal rechts davon am Hang, die Stras­se, auf der wir fah­ren, hat man auch noch irgend­wie unter­ge­bracht. Falls übri­gens mal wer eine Muse­ums­bahn­fahrt mit der Gesäu­se­bahn anbie­tet, sind wir dabei!

Der Enns­rad­weg ist hier nur sel­ten ein „Rad­weg“, er ver­läuft zu gros­sen Tei­len auf der Bun­des­stras­se und hat auch eini­ge stei­le­re Stü­ckerl und hüb­sche Abfahr­ten. Sor­ry, eher nichts für Kin­der! Der Gross­teil der Rad­fah­ren­den, denen wir begeg­nen, sitzt mit Ernst bei der Sache auf Renn­rä­dern, E‑Bikes sehen wir heu­te nur weni­ge. Ins­ge­samt auch nicht all­zu vie­le Rad­fah­ren­den, was ver­mut­lich am noch immer unsi­che­ren Wet­ter liegt. „Schau­ts, dass um 2 wo seids“, warnt die Wir­tin des Cafés neben der Natio­nal­park-Info in Gstat­ter­bo­den. Mit „wo“ meint sie „wo unten“ und „wo drin“, denn das könn­te da oben (sehen wir aus wie Moun­tain­bi­ker?) wie­der gefähr­lich wer­den. Es waren näm­lich gleich meh­re­re Muren und ein Wald­brand (Blitz­schlag), die die Feu­er­weh­ren die Nacht über auf Trab gehal­ten haben, und die Berg­ret­tung war auch gefor­dert, Hub­schrau­ber-Ret­tung inklu­si­ve. Jetzt ist also Kata­stro­phe im Bezirk, so wie am Arl­berg und so wie in Hol­la­brunn, und so ganz lang­sam muss es doch auch dem aller­gröss­ten Igno­ran­ten auf­fal­len, dass das kei­ne zufäl­li­gen Häu­fun­gen mehr sind!

Wir wech­seln aus dem Enns­tal ins Ybbs­t­al und Pedal­um­dre­hung für Pedal­um­dre­hung nähern wir uns dem, was auch kein Zufall mehr ist: der Step­pe des öster­rei­chi­schen Nord-Ostens. Gel­bes Gras und ver­trock­ne­te Bäu­me wie damals in mei­ner Kind­heit auf dem Cam­ping­platz an der Adria. Aber es ist jetzt schon so lan­ge so und jeden Som­mer – man muss schon alt sein, so alt wie wir, um sich dar­an erin­nern zu kön­nen, dass das nicht immer schon so war und dass das nicht so „gehört“. Die Fahrt endet nach­denk­lich und ver­schwitzt und unter war­nen­dem Don­ner­grol­len und Wet­ter­leuch­ten bei einem Eis in Pöchlarn.

Die Fotos

Die Stre­cke


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