Wir nehmen uns fest vor, wir werden uns ab sofort für Motorsport interessieren. Besondere Fans werden wir von Motorradrennen in der Steiermark, vom MotoGP und von dem Dings da beim Erzberg, dessen Namen ich mir nicht merke. Wenn die nämlich stattfinden und sie tun das jedes Jahr, gibts in der ganzen Steiermark kein Zimmer mehr, das man sich leisten kann oder will. In den angrenzenden Bundesländern auch nicht. Motorradfahrende sind leider flexibler als wir, die fahren auch mal 120 km vom Zimmer nach Spielberg. Wir machen das auch, aber nicht vor dem Frühstück und nicht nach Spielberg, weil, eh schon wissen, dort ists dieses Wochenende voll. Auch auf der Fahrt heute: Biker im Dutzend und davon Dutzende! Ich glaube ja auch, dass es an den Tankstellen in der ganzen Steiermark heute kein Eis mehr gegeben hat, überall Scharen von in schwarzes Leder Gehüllten vor den Eskimo-Truhen. Wir sind ja froh, dass wir uns ein weniger schweisstreibendes Hobby gesucht haben 😉
Gestern beim Bier nach dem Abendessen wurde am Nachbartisch darüber geredet, dass wegen des Unwetters die Bundesstrasse nach Hieflau gesperrt sei. Es sei eine Mure heruntergekommen und man wisse noch nicht, wie lange das dauern würde. Genau dort wollten wir aber hin. Richtung Murtal wäre aus den im ersten Absatz genannten Gründen nur eine mittelmässige Alternative gewesen. In der Früh meldet der ÖAMTC (wo schaut man sonst, wie es den Strassen geht?) aber, dass die Bundesstrasse wieder passierbar ist und wir machen uns auf den Weg ins Gesäuse. Für alle Nicht-Österreicher*innen: das ist ein Teil der Kalkalpen und als solcher schon ganz allein spektakulär anzusehen. Die Enns hat sich hier tief in den Fels geschnitten, die Gesäusebahn klebt mal links, mal rechts davon am Hang, die Strasse, auf der wir fahren, hat man auch noch irgendwie untergebracht. Falls übrigens mal wer eine Museumsbahnfahrt mit der Gesäusebahn anbietet, sind wir dabei!
Der Ennsradweg ist hier nur selten ein „Radweg“, er verläuft zu grossen Teilen auf der Bundesstrasse und hat auch einige steilere Stückerl und hübsche Abfahrten. Sorry, eher nichts für Kinder! Der Grossteil der Radfahrenden, denen wir begegnen, sitzt mit Ernst bei der Sache auf Rennrädern, E‑Bikes sehen wir heute nur wenige. Insgesamt auch nicht allzu viele Radfahrenden, was vermutlich am noch immer unsicheren Wetter liegt. „Schauts, dass um 2 wo seids“, warnt die Wirtin des Cafés neben der Nationalpark-Info in Gstatterboden. Mit „wo“ meint sie „wo unten“ und „wo drin“, denn das könnte da oben (sehen wir aus wie Mountainbiker?) wieder gefährlich werden. Es waren nämlich gleich mehrere Muren und ein Waldbrand (Blitzschlag), die die Feuerwehren die Nacht über auf Trab gehalten haben, und die Bergrettung war auch gefordert, Hubschrauber-Rettung inklusive. Jetzt ist also Katastrophe im Bezirk, so wie am Arlberg und so wie in Hollabrunn, und so ganz langsam muss es doch auch dem allergrössten Ignoranten auffallen, dass das keine zufälligen Häufungen mehr sind!
Wir wechseln aus dem Ennstal ins Ybbstal und Pedalumdrehung für Pedalumdrehung nähern wir uns dem, was auch kein Zufall mehr ist: der Steppe des österreichischen Nord-Ostens. Gelbes Gras und vertrocknete Bäume wie damals in meiner Kindheit auf dem Campingplatz an der Adria. Aber es ist jetzt schon so lange so und jeden Sommer – man muss schon alt sein, so alt wie wir, um sich daran erinnern zu können, dass das nicht immer schon so war und dass das nicht so „gehört“. Die Fahrt endet nachdenklich und verschwitzt und unter warnendem Donnergrollen und Wetterleuchten bei einem Eis in Pöchlarn.
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