Tag 5: Cel­je – Zagreb

⌴ 113km ⋅ ↗ 486hm ⋅ ↘ 609hm ⋅ ⤓ 117m ⋅ ⤒ 287m ⋅ ◷ 7:16:45  ⋅ Σ 346km

Vor uns fährt ein Mann von etwa 60 Jah­ren auf einem älte­ren Trek­king­bike mit Plas­tik­körb­chen voll mit Ein­käu­fen. Er hält sich wacker, biegt forsch links ab, rollt dann ele­gant um die Rechts­kur­ve und gibt noch ein wenig Gas. So erreicht er die nächs­te Ampel nach links über den Zebra­strei­fen. Bei der Auf­fahrt auf den Geh­steig muss er leicht aus dem Sat­tel gehen und an der Fuss­gän­ger­am­pel danach kurz war­ten bevor er über den Zebra­strei­fen fährt und in die nächs­te Gas­se nach rechts abbiegt. Die endet in einem Schot­ter­stück, was ihn aber auch nicht dar­an hin­dert sein Han­dy, das genau jetzt läu­tet, abzu­he­ben und tele­fo­nie­rend nach rechts zu ent­schwin­den. Scha­de, denn wir hät­ten von ihm noch viel ler­nen kön­nen, wie man in Zagreb mit dem Rad unter­wegs ist. Wir müs­sen nach links und dür­fen dann eine geschla­ge­ne Vier­tel­stun­de an einem Bahn­über­gang war­ten bis die Schran­ken sich wie­der öff­nen. In der Zwi­schen­zeit pas­sie­ren und 1. ein neu­er Night­jet der ÖBB (WTF? auf die­ses Fahr­zeug war­tet halb Euro­pa und es kurvt leer in Kroa­ti­en rum?), 2. eine Tau­rus der MAV Car­go (WTF?) und 3. ein voll­be­setz­ter kroa­ti­scher Regi­on­la­zug. Den Fussgänger*innen und Rad­fah­ren­den am Schran­ken reisst rei­hen­wei­se der Gedulds­fa­den, sie über­que­ren die 4 oder 5 Glei­se auf eige­ne Faust, und auch dem Motor­rad­fah­rer neben uns ist anzu­se­hen, dass er gera­de über­legt, ob er sein Fahr­zeug so schräg legen und v..a. danach wie­der auf­rich­ten kann, dass er unter dem Schran­ken durch passt.

Es hat kei­ne 30 Kilo­me­ter gedau­ert und wir sind schon akkli­ma­ti­siert, auch wenn der Kul­tur­schock nach 3 Tagen Slo­we­ni­en erheb­lich war. Slo­we­ni­en ist näm­lich ein sehr Fahr­rad-taug­li­ches Land, wenn man irgend­wie mit den teil­wei­se erheb­li­chen Stei­gun­gen umzu­ge­hen weiss. Es ist nicht all­zu dicht besie­delt, hat über wei­te Stre­cken taug­li­che Rad­we­ge oder zumin­dest wenig befah­re­ne Neben­stras­sen, freund­li­che und rück­sichts­vol­le Autofahrer*innen, klei­ne Geschäf­te für Ver­pfle­gung und Bier für danach. Beim Fah­ren hat man oft das Gefühl in Vor­arl­berg oder im Schwarz­wald unter­wegs zu sein: adret­te klei­ne Orte, Kir­che und Ein­fa­mi­li­en­häu­ser mit Car­port und Solar­an­la­ge, die drei Mist­kü­bel (Bio, Recy­cling, Rest) in Reih und Glied neben dem Gar­ten­tor bekom­men manch­mal sogar ein Dach spen­diert. Man wird stän­dig drauf hin­ge­wie­sen, dass das Trink­was­ser tat­säch­lich trink­bar ist (wo in Euro­pa ist es das nicht? Aber man kanns nicht oft genug sagen und Plas­tik­fla­schen ein­spa­ren) und auch sonst wirkt alles, als wäre man gern ein wenig grü­ner als die Nach­barn. Der ein­zi­ge Nach­teil des Lan­des ist, dass es recht klein ist (Flä­che und Bevöl­ke­rung ent­spre­chen in etwa der von Unter­kärn­ten und der Stei­er­mark und Graz ent­spricht in etwa der Haupt­stadt Ljublja­na), wes­halb man bald bei besag­ten Nach­barn ankommt.

Wären wir nicht mit dem Rad unter­wegs son­dern mit dem Zug, so müss­ten wir zwi­schen Ljublja­na und Zagreb mit einer Fahr­zeit von 4 Stun­den rech­nen. Zu Zei­ten der k.u.k. Staats­bahn war man auf der sel­ben Stre­cke eben­falls 4 Stun­den unter­wegs, durf­te dabei aber sit­zen blei­ben. Heu­te fah­ren fast alle Züge nur an die slo­we­nisch-kroa­ti­sche Gren­ze, wo man (ernst­haft! kein Scherz!) von den Fahr­gäs­ten ver­langt die 1.5 Kilo­me­ter zwi­schen den Grenz­bahn­hö­fen zu Fuss zurück­zu­le­gen. Mit Gepäck. Ohne Geh­steig. ÖBB Scot­ty emp­fiehlt das tat­säch­lich so. Mit dem Rad ist es nur ein wei­te­res Stück slo­we­ni­scher Land­stras­se, dann ein kroa­ti­scher Rad­weg und rela­tiv bald die Stadt­ein­fahrt von Zagreb, die uns mehr als eine Stun­de in der Rush Hour gekos­tet hat. Ein Spa­zier­gang durch die Alt­stadt, der man noch immer die Erd­be­ben­schä­den von 2020 ansieht, ist sich aber natür­lich noch aus­ge­gan­gen. Nach­dem der heu­ti­ge Text aber eh schon fast zu lang ist, ver­wei­se ich auf die Bilder.

Die Fotos

Die Stre­cke


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