Tag 3: Kroměříž – Nový Jičín

⌴ 90km ⋅ ↗ 300hm ⋅ ↘ 220hm ⋅ ⤓ 190m ⋅ ⤒ 351m ⋅ ◷ 6:39:24  ⋅ Σ 293km

Heu­te war der Tag der his­to­ri­schen Stadt­plät­ze. Zuerst beim Früh­stück von der Ter­ras­se des Hotels noch ein­mal ein Blick auf den Haupt­platz von Kroměříž, er gefällt uns auch am zwei­ten Tag noch und end­lich wie­der nicht in sen­gen­der Son­ne zu bra­ten lässt uns den Aus­blick noch ein paar Minu­ten län­ger genies­sen. Den zwei­ten Platz gab es dann in Lip­ník nad Beč­vou: nicht ganz so pro­mi­nent, nicht ganz so geschnie­gelt, aber des­halb umso reiz­vol­ler, eine rich­ti­ge Film­ku­lis­se, geeig­net für his­to­ri­sche Schin­ken von Man­tel und Degen bis 20. Jahr­hun­dert. Den drit­ten Stadt­platz gab es dann in Hra­nice na Mora­vě zum Kaf­fee und den letz­ten haben wir jetzt in Nový Jičín. Alle genann­ten Städ­te haben gemein­sam, dass sie im 30-jäh­ri­gen Krieg stark beschä­digt wur­den und durch den Bevöl­ke­rungs­ver­lust in der gan­zen Regi­on an Bedeu­tung ver­lo­ren. Wegen der Kriegs­schä­den haben sie auch alle recht ähn­li­che, aber doch unter­schied­li­che Stadt­plät­ze, zumin­dest teil­wei­se auch mit Arka­den­gän­gen. Wir sind da ja Fans.

Heu­te war auch der Tag der Syn­ago­gen. Lip­ník nad Beč­vou hat eine wirk­lich aus­ser­ge­wöhn­li­che. Nicht weil sie so gross oder so schön wäre, son­dern sie ist wohl die ältes­te Syn­ago­ge, die wir bis­her gese­hen haben. Sie stammt aus der ers­ten Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts, wur­de im Lau­fe der Jahr­hun­der­te aber mehr­fach umge­baut. Die jüdi­sche Gemein­de wur­de in der Sho­ah kom­plett aus­ge­löst, die Syn­ago­ge dient heu­te der Hus­si­ti­schen Kir­che als Got­tes­haus, aber lei­der kann man nicht so ein­fach rein. Auch in Hra­nice gibt es eine Syn­ago­ge, ein paar Jahr­hun­der­te jün­ger, aus den 1860er Jah­ren. Auch hier ist uns eine Besich­ti­gung von Innen ver­wehrt geblie­ben, am Mon­tag hat man näm­lich geschlos­sen. Ansons­ten wäre es schon mög­lich, denn die ehe­ma­li­ge Syn­ago­ge ist heu­te Teil des städ­ti­schen Muse­ums von Hra­nice und zumin­dest den Fotos nach durch­aus einen Besuch wert. Die Lage auf der Stadt­mau­er ist jeden­falls unge­wöhn­lich, sie ist der beeng­ten Wohn­si­tua­ti­on der jüdi­schen Gemein­de der Stadt bis ins 19. Jahr­hun­dert geschul­det, als jüdi­sche Einwohner*innen zwar gedul­det waren, gleich­zei­tig in der Stadt aber nicht mehr Häu­ser kau­fen oder mie­ten durf­ten als sie schon hat­ten. Man hat­te also wirk­lich über­haupt kei­nen Platz. Im Gegen­satz zu den Syn­ago­gen von Lip­ník und Hra­nice lag die von Nový Jičín im Novem­ber 1938 im Deut­schen Reich, die Stadt ist knapp inner­halb der Gren­ze des dama­li­gen „Sude­ten­gaus“. Dass sie noch steht, liegt an ihrer Lage in der Stadt, angeb­lich nahe einer Tank­stel­le. Sie ist heu­te Maga­zin des Stadt­ar­chivs und irgend­wie sieht sie auch so aus mit ihrer maus­grau­en Ver­putz-Fas­sa­de anstel­le des his­to­ris­ti­schen mau­ri­schen Dekors, den sie ursprüng­lich hatte.

Heu­te haben wir vie­le Pau­sen gemacht und uns lie­ber mal das eine oder ande­re Städt­chen ange­se­hen als durch­zu­fah­ren. Das lag vor allem am Wind, der der­zeit von Nord­os­ten kommt und wir wol­len – erra­ten – nach Nord­os­ten. Die heu­ti­ge Rou­te kann man den­noch emp­feh­len, vor allem den Teil an der Beč­va, einem Neben­fluss der March, der uns auch noch an ein paar sehr ansehn­li­chen Schlös­sern vor­bei­ge­führt hat (Chro­py­ně, Hust­o­peče und wahr­schein­lich noch ein paar, die ich jetzt ver­ges­sen habe, an Schlös­sern hat es hier wirk­lich kei­nen Mangel).

Eine ganz wich­ti­ge Fra­ge haben wir dann auch noch klä­ren kön­nen: War­um gibt es hier kei­nen Zwetsch­ge­n­ku­chen zu kau­fen? Wäre doch genau die rich­ti­ge Jah­res­zeit dafür. Wir haben um die­se Fra­ge end­lich anzu­ge­hen kein Risi­ko gescheut und von einem der Zwetsch­ge­n­bäu­me, die in ganz Mäh­ren die Stras­sen säu­men und sich heu­er unter der Last ihrer Früch­te bie­gen, ein Sam­ple geklaut. Mal abge­se­hen davon, dass eine davon nicht ganz vege­ta­risch war, schme­cken die­se Zwetsch­gen alle aus­ge­zeich­net, aber sie gehen nicht vom Kern. Wenn man dar­aus Kuchen machen will, muss man tat­säch­lich den Umweg über den Powidl gehen.

Die Fotos

Die Stre­cke


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