In den Ardennen dürfte es wirklich sehr hübsche Rennradstrecken geben, aber wir haben heute nur ein ganz kurzes Stück zum Gusto machen gesehen, mehr ist ja leider bei mir im Moment nicht drin. Die Maas entlang bis Charleville-Mézières ist ein wenig gar kurz, deshalb sind wir in eines der Seitentäler abgebogen, das der Semois, die in der belgischen Provinz Luxemburg (nicht zu verwechseln mit dem Staat Luxemburg) entspringt. Der Fluss ist nicht sehr tief, aber imposant breit und war einige Kilometer weit von einer Lokalbahn begleitet, auf deren Überresten wir heute ein paar Kilometer ins Flusstal hineinfahren. Diese Bahn ist ein Beispiel, wie die Politik manchmal versucht in technische Entscheidungen einzugreifen: als in den 1880er Jahren geplant wurde, wollte man ursprünglich eine Meterspur haben, doch das französische Militär hat Einspruch erhoben, weil diese Art Bahn ja vom Feind bei seinem nächsten Angriff (der letzte lag erst gut ein Jahrzehnt zurück und damals hatte die Eisenbahn eine wichtige Rolle gespielt) verwendet werden könnte. 60 cm Spurbreite wären doch auch genug für so ein Bähnle. Militärs und Techniker haben hart verhandelt und sich dann genau in der Mitte getroffen, bei 80 cm, die dann noch auf 90 erhöht wurden bevor die Armee ihren Widerstand schliesslich aufgab und doch Meterspur gebaut wurde. Andere Bahnlinien, die in der Zwischenzeit begonnen worden waren, mussten umgebaut werden. Diese und jede Menge weiterer Information findet sich auf Schautafeln entlang der ehemaligen Bahnstrecke, die liebevoll an jedem ehemaligen Bahnhof und auch noch an ein paar weiteren Punkten aufgestellt wurden. Man hat sich hier eisenbahnhistorisch ausgetobt und wer jede Tafel anschauen und lesen will, kommt kaum zum Radfahren.
In Charleville-Mézières wären wir gern eine zweite Nacht geblieben, doch in der Stadt ist dieses Wochenende kein Zimmer mehr zu kriegen. Der Grund dafür ist der selbe, der auch uns hier gehalten hätte: es gibt in der Stadt das Festival der Marionetten, also ein Puppentheaterfestival. Überall hängen Plakate der Vorstellungen, man kann natürlich Puppen kaufen und auch ein Marionettenmuseum hat man, nur leider halt nicht für uns.
Wir machen also nur einen Spaziergang durch die erste Hälfte von Charleville-Mézières, die historisch die jüngere ist, eine 1606 von Carlo I. Gonzaga gegründete und in der zeittypichen Bescheideneit auch gleich nach ihm benannte Planstadt. Der zentrale Platz, die “Place ducale” wurde vom Bruder des Architekten der berühmten Pariser “Place des Vosges” geplant und es wird so als hätten die Brüder durchaus auch einmal über ihre Arbeit gesprochen, so sehr ähneln sich die Plätze. Jedenfalls ein würdiger Hauptplatz einer Departementshauptstadt.
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