Wenn man so durch die Lande radelt, bemerkt man, dass anderen Ländern andere Dinge wichtig sind. Hier in den Niederlanden ist es z.B. scheinbar nicht wichtig, dass man im Supermarkt ein gekühltes Coca-Cola oder einen Energy Drink kaufen kann, was es in Österreich wirklich in jedem Billa gibt, dafür aber bekommt man bei Albert Heijn mehrere Sorten Bier und gekühlten Wein in den Farben Weiss und Rosé (und einmal war auch Rotwein im Kühlregal bei 5 Grad zu finden, aber das war hoffentlich ein Versehen).
Den. Bewohner*innen einer kleineren Stadt in. Belgien, durch die wir heute durchgefahren sind, wieder sind ihre Vorgärten nicht nur nicht wichtig, sie betrachten sie offensichtlich als lästige Bürde. So lästig, dass man keine Minute Arbeit in den Vorgarten investieren will und die ganze Fläche mit grauem oder braunem grobem Kies bedeckt. Nein, nicht die Garagenauffahrt, den ganzen Vorgarten! Und nein, die Leute hier leiden nicht unter einer genetisch bedingten Unfähigkeit zu garteln, die Gärten hinterm Haus haben nämlich Sträucher und akkurat gestutzten Rasen. Die Zwetschgenbäume in Rumänien und die Rosensträucher an den ungarischen Strassengräben haben uns besser gefallen!
Auch hier an der Maas muss man inzwischen priorisieren: ist es wichtiger den Schiffsverkehr aufrecht zu erhalten oder einen Fluss zu haben? Man hat sich für den Kanal entschieden, ist aber auch nicht mehr in der Lage so regelmässig zu schleusen wie sonst. Der Kanal, an dem wir ein Stück entlanggefahren sind, ist gut gefüllt, aber es sind keine Schiffe zu sehen, was auch am Sonntag liegen kann. Die Maas aber ist hier in Maastricht nur noch ein Rinsal und reicht den Rindern, die in ihrem Wasser Abkühlung suchen, nicht einmal an den Bauch, und den Menschen, die mit dem selben Ziel in den Fluss steigen, knapp an die Badeshorts. Der Fluss kommt nicht aus dem Gebirge, sondern wird auf seinem Weg durch Frankreich und Belgien allein von Regenwasser gefüllt – in diesem Sommer in der betreffenden Region echte Mangelware. Et si c’était vrai, le changement climatique?
Wir sind also in Maastricht, bekannt aus der Europapolitik, weniger bekannt als Hauptstadt der niederländischen Provinz Limburg. Es gibt auch eine belgische Provinz Limburg, aber dort ist Maastricht nicht Hauptstadt sondern Hasselt, weil so weit geht die europäische Einigung dann doch nicht. Sie geht auch nicht so weit, dass man endlich die Stadt Maastricht und ihre Provinz anständig an den öffentlichen Verkehr in Belgien und im nahen Deutschland anbinden würde. Zugfahrten dorthin sind umständlich und eine Regiotram zwischen Maastricht und Hasselt hat die Region Flandern letztes Jahr nach 10 Jahren Planung und Vorbereitung gekillt.
Die Stadt hier ist alt und wirkt nicht so backstein-lastig wie das, wo wir in den letzten 2 Tagen durchgefahren sind. Es gibt hier Wohngebäude, die an Frankreich erinnern (man war auch mal französisch) und man hat hier Steine. Genug Steine um eine romanische Basilika daraus zu bauen, einschliesslich einiger als Baustoffrecycling aus römischer Zeit (ja, das konnten wir schon mal ganz gut, das mit dem Recycling). Und auch genug Steine um daraus eine Brücke zu errichten (13. Jhdt.) und die Strassen der Innenstadt zu pflastern. Klinker gibts aber eh auch, keine Sorge!
Was es auch noch immer gibt, ist Hitze und diese hohe Luftfeuchtigkeit, auch wenn uns scheint, dass es heute besser ist als gestern, auch deshalb, weil wir heute längere Strecken unter Bäumen fahren. Wir sind ja generell grosse Fans von Bäumen (wenn sie nicht gerade auf Eisenbahn-Oberleitungen fallen), heute aber noch mehr. Morgen ist dann der letzte Tag des Sommers, muss auch mal gut sein.
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