Von allen Varianten aus Novi Sad raus zu fahren ist die heutige die entspannteste. Wir sind letztes Jahr schon einmal so gefahren, aber inzwischen hat man entlang der eher stark befahrenen Strasse nahe dem Donauufer einen passablen Radweg gebaut. Teilweise ist er noch so neu, dass der obligate weisse Mittelstreifen und das Bankett noch fehlen. Es kommt uns auch eine ziemlich grosse Grppe einer offenbar organisierten Radreise entgegen. Wäre der Gegend zu wünschen, dass nicht nur die Flugreisen auf griechische Inseln wieder auf Vor-Pandemie-Niveau kommen sondern auch die Radreisen entlang von Europas interessantestem Fluss. Hier bewegen wir uns übrigens wirklich auf einem Fluss-Radweg, wie es ihn in Mitteleuropa so zahlreich gibt mit ruhigen Nebenstrassen und teilweise auf dem Hochwasserschutzdamm. Stellen mit mehr Verkehr sind vergleichsweise selten und können wohl zum Gutteil vermieden werden, wenn man am Fluss bleibt und nicht ins Landesinnere abkürzt, wie wir das getan haben.
Gestern haben wir einen kleinen Sieg über die Pink-Panther-Wolke gefeiert. Damit dürften wir den hiesigen Wettergott provoziert haben, denn heute hat er uns gezeigt, was ein Wärmegewitter über der Batschka kann. Wir sind im Gegenwind auf der völlig geraden und ebenen Strecke unterwegs als sich rechts von uns schwarze Wolken auftürmen und dann kommt uns die Regenwand auch schon entgegen, aus der Autos mit hektisch wedelnden Scheibenwischern hervorbrechen. Wir beratschlagen knapp 1 Sekunde lang was wir tun wollen, ziehen die Regenjacken über und gerade als die Dusche auch uns erreicht drehen wir um und fahren zurück in den letzten Ort. Mit gut 40 auf der Landstrasse haben wir es tatsächlich geschafft dem Gewitter zu entkommen und die Ausläufer der Regenwolken unter dem Vordach eines Kiosks bei einem Hell Energy Drink auszusitzen. Ganz trocken geblieben sind wir allerdings nicht, denn in der feuchten Luft war das nicht das einzige Wärmegewitter, das sich heute gebildet hat.
In Apatin wird das Jelen-Bier gebraut, die in Serbien am häufigsten getrunkene Biermarke, was auch eine von uns in den letzten Tagen durchgeführte repräsentative Untersuchung des Inhalts serbischer Strassengraben bestätigt: die gelben Dosen mit dem Hirsch (Jelen heisst Hirsch) sind da prominent vertreten. Die Brauerei wurde schon zu Maria Theresias Zeit gegründet, gehört also zu den ältesten im Land und nach einer wechselvollen Geschichte, vor allem im 20. Jhdt., mit einer Pleite und mehreren Übernahmen, gehört sie jetzt zum amerikanischen Konzern Molson-Coors und erzeugt auch andere Biere des Konzerns, wie das ebenfalls häufig anzutreffende tschechische Staropramen.
Außer der Brauerei hat Apatin auch ein Donaubad und eine Marina, ist also ein richtiger Urlaubsort an der Donau. Eine Fussgängerzone mit Lokalen, Eissalon und Geschäften hat man auch, im Sommer sicher angenehm unter je einer Doppelreihe Linden und Kastanien pro Strassenseite. Im Sommer werden sicher auch die Unmengen an Sitzbänken genutzt, die hier und auf dem angrenzenden Platz zwischen den Wohnbauten stehen. Die wenigen Meter FuZo haben mehr Sitzgelegenheiten als die ganze Wiener Mariahilfer Strasse! Ins Zentrum und im Zentrum fährt man übrigens bevorzugt mit dem Fahrrad, bei dem mehr oder minder egal sein dürfte, wie es aussieht, solange es fährt und ein Körbchen oder einen Gepäckträger hat. Licht, Fahrradschloss und Luft in den Reifen hingegen sind nicht so wichtig, wie das halt so ist in kleineren Städten mit Alltagsradkultur.
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