Das Banat riecht für uns nach frisch geschnittenem Gras, Benzin und dem Abrieb einer Flex. Wenn man in einer der kleineren Ortschaften zwischen Arad und Timișoara wohnt, also auf dem Land, dann tut man auch hier das, was man an einem Samstag auf dem Land halt so tut: Rasen mähen, am Haus basteln, Auto waschen oder dem hohen Gras zwischen den Zwetschgenbäumen auf dem Anger mit der Motorsense zu Leibe rücken. Was es mit diesen Zwetschgenbäumchen auf sich hat, werden wir auch noch rausfnden. Die Wiesen entlang der Hauptstrasse in den Dörfern sind nämlich in relativ rezenter Zeit offenbar in grossem Stil mit 3 oder 4 Reihen davon bepflanzt worden, alle in etwa gleich alt und mit weiss gekalktem Stamm. Hat Rumänien vor in die Produktion von Powidl und Zwetschgendatschi einzusteigen? OK, möglicherweise ist Schnaps doch das realistischere Schicksal diese Steinobstes…
Wir bewegen und heute wieder auf einer Nebenstrasse, die zu Recht eine solche ist, aber immerhin: es wird am Strassenbelag gearbeitet und nach der Autobahnauffahrt ca. 15 km vor Timișoara wird sie auch gerade auf jeweils zwei Richtungsfahrbahnen ausgebaut. Bis die fertig sind, gibt es jetzt aber mal nur eine Staub- und Schotterpiste, es wird also crossig. Für uns kein Problem, aber die LKW kommen auf diesem Untergrund kaum voran. Nur ein einziger Autofahrer ist auf die glorreiche Idee gekommen uns auf diesem viel zu engen Schotterstück zu überholen, aber diese Sünde wurde sofort bestraft. Der Zorn Gottes ist in Form eine sehr bedächtig fahrenden Daewoo über ihn gekommen, hinter dem er dann nachzuckeln durfte, unseren schadenfrohen Grinser im Rückspiegel gabs noch obendrauf.
Timișoara ist mir noch bekannt als die Stadt, von der die rumänische Revolution von 1989 ihren Ausgang genommen hat. Mehr wusste ich aber nicht darüber, was sich heute nur ein wenig geändert hat. Die Stadt ist einfach zu gross um sie in einem Nachmittag zu erfassen, aber das, was wir bisher gesehen haben, hinterlässt Eindruck: vielfältig, ziemlich jung und heute ist wirklich was los. Man ist nämlich 2023 Kulturhauptstadt, d.h. man hätte es schon 2021 sein sollen, aber Pandemie und so, wir wissen es ja. Irgendwie entsteht dennoch der Eindruck, dass die Stadt ein wenig davon überrascht worden ist, dass es doch schon so weit ist. Viele Gebäude im Zentrum tragen Baugerüste als hätte man sie extra herausputzen wollen und sie wären nicht rechtzeitig fertig geworden. Das stimmt so natürlich nicht. Es gibt einfach hier in der Stadt verdammt viel alte Bausubstanz und vieles davon wird jetzt endlich mal renoviert, unabhängig vom Kulturhauptstadtjahr.
Kulinarisch machen wir es uns heute einfach. Nachdem wir nach der Cross-Partie ziemlich hungrig angekommen sind und uns ausnahmsweise ein echtes Mittagessen am Streetfood-Festival gegönnt haben, hat Abendessen keine Priorität mehr. Es gibt aber auch einen Foodtruck, der rumänisches Gebäck hat, und bei dem wir fündig werden. Lauter alte Bekannte aus meinem rumänischen Backbuch (ja, sowas gibts): Kekse, gedeckter Apfelkuchen, Topfengolatschen aus Germteig, Strudel und Plăcintă mit Käsefülle (eine Art Burek/Börek). Die hiesige Mehlspeisküche hat eine Vielzahl von Einflüssen aufgesaugt und adaptiert.
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