Tag 10: Subo­ti­ca – Szeged

⌴ 79km ⋅ ↗ 102hm ⋅ ↘ 122hm ⋅ ⤓ 79m ⋅ ⤒ 119m ⋅ ◷ 4:52:06  ⋅ Σ 948km

Die Fra­ge, wel­che Syn­ago­ge wir uns heu­te anse­hen, war schwer zu beant­wor­ten, denn sowohl die von Subo­ti­ca als auch die von Sze­ged sind her­aus­ra­gen­de Monu­men­te einer gross­teils ver­sun­ke­nen Zeit. Nach­dem wir aber wohl so schnell nicht wie­der nach Subo­ti­ca kom­men wer­den, wäh­rend Sze­ged von Wien aus doch ganz gut mit dem Zug erreich­bar ist, sit­zen wir um 9:45 noch ein­mal im Gast­gar­ten vor dem Kaf­fee­haus (mein Kof­fe­in­spie­gel ist auf den paar Hun­dert Metern vom Hotel schon wie­der bedroh­lich gesun­ken) und sind um 10 in der Syn­ago­ge. Eine völ­lig des­in­ter­es­sier­te Stu­den­tin nimmt uns 250 Dinar pro Nase ab und wir dür­fen rein in eine der schöns­ten unga­ri­schen Syn­ago­gen. Ja, das ist eine unga­ri­sche Syn­ago­ge, erbaut von unga­risch-jüdi­schen Archi­tek­ten im Stil des unga­ri­schen Jugend­stils für eine unga­risch spre­chen­de jüdi­sche Gemein­de in der unga­ri­schen Hälf­te von Kaka­ni­en. Heu­te liegt sie in Ser­bi­en, in einer noch immer zwei­spra­chi­gen Stadt, die vom Bau­stil, den auch die Syn­ago­ge aus­zeich­net, wesent­lich geprägt ist. Dazwi­schen ist die Geschich­te mehr­fach über die Batsch­ka gefegt.

Wir sind also drin, in einem beein­dru­cken­den Bau­werk mit sei­nen über 1000 Sitz­plät­zen, bun­ten Glas­fens­tern, allen Arten von Leuch­tern und der in einer gol­de­nen Son­ne gip­feln­den zen­tra­len Kup­pel. Das gan­ze Gebäu­de ist innen mit Orna­men­ten und Pflan­zen­dekor bemalt,eine Hei­den­ar­beit für die Restaurator*innen„ über die man bei Inter­es­se auf der Web­sei­te des Monu­ments in Ser­bisch, Unga­risch und Eng­lisch nach­le­sen kann.

Nach dem Besuch der Syn­ago­ge ist es ziem­lich bald klar, dass wir die zwei­te, die nur bis 16:00 geöff­net hat,nicht sehen wer­den. Dafür aber sehen wir noch ein­mal die Fel­der der Batsch­ka, die ein­mal auch die Anmu­tung einer klei­nen Pusz­ta bekom­men mit unbe­auf­sich­tigt wei­den­den Rin­dern und einem Hir­ten, der sei­ne Schaf­her­de zusam­men­scheucht. Etwa 15 km vor der Gren­ze beginnt ein Rad­weg, der Teil des Euro­Ve­lo 11 ist und stel­len­wei­se bes­se­re Zei­ten sehen sollte.

Der Grenz­über­gang ist nur ein klei­ner, Stau gibt es heu­te auch kei­nen. Dafür aber einen beein­druck­ten Gren­zer, des­sen Grad an Beein­druckung sinkt als wir sagen, dass wir eh mit dem Zug in die Gegend gefah­ren sind und nicht mit dem Fahr­rad von Wien gekom­men sind. Dass wir aber die ande­re Rich­tung fah­ren wer­den, wenn auch noch nicht klar ist, wie genau, haben wir ihm nicht gesagt, man muss ihn ja nicht über­for­dern ;). Gene­rell dürf­te der Job an die­ser Gren­ze kein sehr for­dern­der sein: Aus­wei­se anschau­en, Kof­fer­raum auf und nach­se­hen, dass eh nie­mand drin ist, Aus­wei­se retour. Den Rest erle­digt ein meh­re­re Meter hoher Zaun mit Sta­chel­draht­rol­le am Boden und an der Ober­kan­te, der in bei­den Rich­tun­gen reicht soweit wir sehen kön­nen. Will­kom­men in der Fes­tung Euro­pa, wenn du den rich­ti­gen Pass hast!

Am Bahn­hof von Sze­ged sind wir vor 10 Tagen nur ange­kom­men, heu­te gehen wir hin um ihn zu besich­ti­gen. Ein sehr ele­gan­ter Back­stein­bau, an dem zwar nicht mehr so vie­le Züge ankom­men, der aber umso lie­be­vol­ler gepflegt wird. Blu­men­schmuck gehört an unga­ri­schen Bahn­hö­fen zum Stan­dard­pro­gramm. Die Beton­ge­fäs­se sind kei­ne Schön­hei­ten, aber was mit Betu­ni­en, Pelar­go­ni­en und Co. gefüllt ist, sieht gleich viel bes­ser aus. Im ers­ten Stock gibt es einen Lese­raum, ein Buf­fet und eine klei­ne Aus­stel­lung mit Modell­bahn und Expo­na­ten aus der Eisen­bahn­ge­schich­te. Die Kolleg*innen von der MAV tun sich da schon was an!

Auf dem Rück­weg vom Bahn­hof stol­pern wir noch über ein beson­ders merk­wür­di­ges Bau­werk der Stadt: das “Tor der Hel­den” gedenkt am Platz der Mär­ty­rer von Arad der 12.000 Gefal­le­nen aus Sze­ged im Ers­ten Welt­krieg. Das Tor, durch das Autos und die Stras­sen­bahn fah­ren, trägt Decken­fres­ken aus den spä­ten 30er Jah­ren, die die Schre­cken des Krie­ges mit dem zeit­ty­pi­schen Pathos dar­stel­len. Abel Gan­ces Film “J’accuse” mit sei­nem Marsch der Toten taucht vor mei­nem inne­ren Auge auf. Links und rechts “bewacht” wird es von einem leben­den und einem toten Sol­da­ten. Nach­dem die Fres­ken wäh­rend der kom­mu­nis­ti­schen Zeit über­tüncht waren, wuden sie ers­te in den letz­ten Jah­ren restauriert.

Die Fotos

Die Stre­cke


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