Wenn man in Ungarn beim Bestellen eines Lángos auf die Frage „mit Knoblauch?“ mit „mit Knoblauch!“ antwortet, dann bekommt man den Lángos wie bestellt, soll heissen: mit einer Menge Knoblauch, die in anderen Ländern Europas illegal oder zumindest bewilligungspflichtig wäre. Vampire werden uns heute Nacht also nicht gefährlich werden. Käse war auch noch drauf – ich glaube dieses Zeug war der Eichpunkt für den Buchstaben Q im NutriScore. Ach, der geht nur bis E? Sag ich doch!
Für den ganz grossen Hunger gibt es als Dessert Lángos auch mit Marmelade oben drauf, quasi oberösterreichischer Bauernkrapfen auf ungarisch. Wir haben uns aber für eine andere Spezialität entschieden, einen noch brennheissen Kürtőskalács vom Holzkohlenfeuer (beim Öffnen des Papiersackerls war deutlich zu sehen, warum der „Schornsteinkuchen“ heisst) und dann waren wir so pappsatt wie schon lange nicht.
Kalorien waren zu diesem Zeitpunkt auch schon dringend nötig, 140 km sind auch bei grossteils Rückenwind und 0 Steigung 140 km. Die Variante über den Grenzübergang Nickelsdorf ist durchaus brauchbar, der Radweg rein nach Mosonmagyaróvár ebenso, er ist halt leider ein wenig zu schmal um nebeneinander fahren zu können. In den Orten gibt es den Radweg auch, aber dort führt er mal links, mal rechts, gepflastert und geflickt, vor und hinter Bushaltestellen, weshalb wir entnervt auf die Strasse ausgewichen sind. Bis jetzt hat uns in Ungarn noch nie jemand strafweise knapp überholt, geschnitten, angehupt, angeschrieen oder sonstwie auf unser „Unrecht“ auf der Fahrbahn zu fahren „hingewiesen“. Und wenn ein Fahrzeug durch knappes Überholen auffällt, dann trägt es überraschend oft ein österreichisches Kennzeichen…
Auch heute gab es wieder ein wenig Geschichte, aber leider nur ganz wenig, denn ohne Kenntnisse der ungarischen Sprache steht man hier schnell an und erfährt zumindest bei einer kursorischen Google-Recherche wenig. Es gibt nämlich etwa 20 km ausserhalb von Győr einen jüdischen Friedhof, an dem wir auch schon etliche Male vorbeigefahren sind und der mit „Holocaust irgendwas“ (sorry, kann mich nicht an den genauen Wortlaut erinnern) an der Strasse angeschrieben ist. Heute sind wir stehen geblieben. Neben ein paar Reihen von Grabsteinen gibt es hier eine Gedenktafel aus den 80er Jahren, die an die Deportation der jüdischen Bewohner*innen der Gemeinde Darnózseli erinnert. Gemeint ist wohl die Deportation der jüdischen Bevölkerung von Mosonmagyaróvár nach Auschwitz im Juni 1944, die auch die Bewohner*innen der umliegenden Gemeinden eingeschlossen hat.
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