Heute wird es ländlich. Wir fahren von Olmütz über die Hügel nach Opava, früher bekannt als Troppau. Landschaftlich erinnert die Gegend an das Mühl- oder auch Waldviertel, auch weil wir uns in einer ähnlichen Höhe bewegen, nämlich so um die 600 m, wo die Getreidefelder schon den Viehweiden Platz gemacht haben und streckenweise der Eindruck einer tief gelegenen Alm entsteht. Wälder gibt es auch bzw. gab es mal, denn die schauen auf weiten Teilen so aus als hätte man sie brutal gerodet und dann nicht gewusst, was man mit dem jetzt freien Grund machen will. Auf den teilweise löchrigen Landstrassen ist kaum Verkehr, dafür aber sehen wir wieder etliche Radfahrer*innen, wobei das Mountainbike eindeutig das Gerät der Wahl ist. Auch wir hätten die heutige Strecke nicht mit dem Rennrad fahren können, zumindest oben auf dem Berg hätte es dazu einen Umweg gebraucht.
Opava liegt im über Jahrhunderte habsburgischen Teil Schlesiens, knapp hinter der Grenze zu damals Preussen, heute Polen. Es ist eine dieser kleinen Städte, über die der Reiseführer wenig zu berichten weiss, weil es nicht die eine grosse Sehenswürdigkeit gibt. Insgesamt aber hat die Stadt einiges zu bieten für zumindest einen Nachmittag: Eine historische Innenstadt mit einigen kriegsbedingten Baulücken, einen Stadtpark auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer, unter dessen alten Bäumen man eine Laufstrecke erwarten würde, aber nur ein paar Biertrinker*innen und Spaziergänger*innen findet und den “schönsten Bahnhof Tschechiens 2012”, liebevoll renoviert, vor allem die Bahnhofshalle mit den Verkaufschaltern, fast eine Filmkulisse.
Nachdem wir morgen das Land wechseln hier schon mal ein Zwischenfazit: Mähren lässt sich erstaunlich gut mit dem Rad erkunden, wenn man die Hügel nicht scheut. Manches an Infrastruktur lässt das angrenzende Niederösterreich blass aussehen und auch sonst hat die Gegend mit historischen Städten in praktischen Abständen Potential für Radtouren und in den Bergen wohl auch fürs Mountainbike.
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