Wallenstein war nie in Eger, er wurde hier nicht ermordet und liegt hier auch nicht begraben. Dies ist keine historische Sensation und keine Widerlegung Schillers, es gibt schlicht zwei Städte mit diesem Namen. Die eine, die mit Wallenstein, heisst heute Cheb und liegt im Nordwesten Tschechiens, in der anderen, der ungarischen, befinden wir uns heute Abend. Wallenstein war sicher nie hier, denn zu seinen Lebzeiten war die Stadt osmanisch, was für die damalige Bevölkerung ein Glück war, denn bis hierher, ins osmanische Gebiet, kam der 30-jährige Krieg mit seinen Verwüstungen nicht. Die Generationen davor und danach aber haben einige Kriege mitgemacht, von der erfolgreichen Verteidigung gegen eine osmanische Übermacht, über die dann doch nicht mehr zu verhindernde Einnahme 40 Jahre später, dann die Rückeroberung durch die Habsburger und kurz darauf der Rákóczi-Aufstand. Danach war Ruhe und man konnte sich dem Barock widmen, was man hier in Eger in aller Ausführlichkeit getan hat. Natürlich haben alle Museen udgl. schon geschlossen als wir ankommen und wir sehen die Gebäude nur von aussen, aber daran sind wir ohnehin gewöhnt. Also gehen wir spazieren, kraxeln auf den Burgberg und schauen kurz in die klassizistische Kathedrale (selber Architekt wie die in Esztergom und ebenso wie dort sind wir uns einig: das ist nichts für uns).
Nach Eger sind wir ein wenig umständlich um das Bükk-Gebirge gefahren. Reizvolle Landschaft, ein wenig an das Mühlviertel erinnernd, aber die letzten 30 km der Tour waren dann nochmal sehr anstrengend. Es geht dort zwar grossteils bergab, aber der Rückreiseverkehr vom Wochenende in Richtung Budapest ist hier nicht zu verachten und auch wenn die ungarischen Autofahrer*innen sehr rücksichtsvoll überholen, wissen nicht alle mit Rennrädern umzugehen. In der Ebene ist ein Fahrrad ein langsames Fahrzeug und man hat so im Gefühl, wie lange eine Überholvorgang dauern wird, aber Rennrad und bergab ist locker doppelt so schnell und dementsprechend haben wir ein paar mal das überholende Fahrzeug noch ordentlich Gas geben gehört damit sich das noch ausgeht im Gegenverkehr. 30 km durchgehend die Hände auf den Bremshebeln und Schlaglöchern ausweichen, die natürlich immer dort sind, wo man gerade überholt wird – wir haben von der Landschaft, durch die wir gefahren sind, leider nicht so viel gesehen wie wir gerne hätten. Hätten wir doch den Zug genommen…
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