Tag 9: Baja – Subotica

⌴ 87km ⋅ ↗ 133hm ⋅ ↘ 113hm ⋅ ⤓ 98m ⋅ ⤒ 142m ⋅ ◷ 5:00:55  ⋅ Σ 869km

Aus Baja führt ein Rad­weg, der teil­wei­se auf einer ehe­ma­li­gen Bahn­stre­cke ver­läuft. Die Vor­tei­le, die man sonst beim Fah­ren auf Bahn­rad­we­gen hat (wei­te Kur­ven, mehr oder min­der gera­de Stre­cke und vor allem gerin­ge Stei­gun­gen) sind uns heu­te ziem­lich egal, denn Stei­gun­gen gibt es den gan­zen Tag nicht. Dafür aber Wind und der bleibt uns laut ZAMG auch wei­ter­hin erhal­ten, also wer­den wir uns drauf ein­stel­len. Was es auch gibt, sind kilo­me­ter­lan­ge Stras­sen­dör­fer auf bei­den Sei­ten der Gren­ze und eine sehr flot­te Grenz­ab­fer­ti­gung. Wir haben uns näm­lich ein­fach ganz frech vor­ge­drängt, weil uns ja eh nie­mand in den (nicht vor­han­de­nen) Kof­fer­raum schau­en will.

Der Bahn­hof von Subo­ti­ca sieht so aus als hät­te man die dazu­ge­hö­ri­ge Bahn­li­nie auch schon ein­ge­stellt. Das Gebäu­de ist irgend­was zwi­schen bau­fäl­lig und Bau­stel­le, und wenn da nicht die ser­bi­sche und die unga­ri­sche Eisen­bahn je ein Büro unter­hiel­ten – man wür­de den Bahn­hof für einen “lost place” hal­ten. Bis 2024 soll aber eine Hoch­ge­schwin­dig­keits­stre­cke bis Novi Sad fer­tig sein, gebaut von einer chi­ne­si­schen Fir­ma. Die ande­re Rich­tung, die nach Ungarn, baut eine rus­si­sche Fir­ma. Euro­pa will ja nicht, also sucht man sich sei­ne Inves­to­ren eben anders­wo…, Falls aber bei der neu­en Stre­cke auch reno­vier­te Bahn­hö­fe dabei sind, dann soll­te man lang­sam mal damit begin­nen, denn da ist eini­ges zu tun. Ein Plätz­chen für die geti­ger­te Bahn­hofs­kat­ze muss aber schon noch drin sein!

Das war jetzt der häss­li­che Part von Subo­ti­ca. Der Rest hat uns ehr­lich über­rascht, denn die Stadt war eigent­lich über­haupt nicht auf unse­rem Rei­se-Radar. Dass sie bis zum Ver­trag von Tria­non unga­risch war, sieht man ihr an allen Ecken an: nicht zu hoch gebau­te, aber anspre­chen­de Archi­tek­tur der Jahr­hun­dert­wen­de, unga­ri­scher Jugend­stil inklu­si­ve. Das Rat­haus und die Syn­ago­ge stam­men vom sel­ben Archi­tek­ten­duo. Die jüdi­sche Gemein­de hat die Depor­ta­ti­on von 4000 ihrer Mit­glie­der in die Ver­nich­tungs­la­ger nicht über­stan­den, die Syn­ago­ge ist inzwi­schen pro­fa­ni­siert und kann besich­tigt wer­den. Je nach unse­ren mor­gi­gen Früh­stücks­zei­ten kön­nen wir sie uns ab 10 Uhr anschau­en – oder wir besich­ti­gen die von Sze­ged, wohin es mor­gen wie­der geht.

Was Subo­ti­ca noch hat: Plät­ze mit Kaf­fee­häu­sern, Gast­gär­ten unter alten Bäu­men, die sich durch die gan­ze Gas­se zie­hen und ich fress einen Besen (mit Ajvar), wenn die um 22 Uhr schlies­sen müs­sen. Etwa 5 cm gros­se Mini-Burek als Jau­se. Typen, die man aus dem Kaf­fee­haus-Gast­gar­ten beob­ach­ten kann: die alte Dame mit exakt geleg­ten vio­let­ten Locken, zwei Arbei­ter im Maler­ge­wand mit Eis auf einer Bank vor dem McDonald’s, eine Hoch­zeit mit irr­sin­nig lau­ter Blas­ka­pel­le und vier­spän­ni­ger Kut­sche, Kin­der auf Rol­lern auf dem zen­tra­len Platz vor dem Thea­ter. Aus­ser­dem erstaun­lich vie­le Rad­we­ge, von der Gren­ze bis ins Stadt­zen­trum, wobei der ers­te Teil etwas rup­pig war, aber immer noch bes­ser als die stark befah­re­ne Stras­se dane­ben. Die älte­ren Damen mit dem Ein­kaufs­korb fah­ren hier übri­gens Elektro-Mofa 🙂

Die Fotos

Die Stre­cke


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