Von Villach geht es die ordentlich Wasser führende Gail entlang zur Bundesstrasse nach Arnoldstein. Dieser Grenzübergang ist mir noch aus der Zeit bekannt als er mehr war als ein paar verlassene Bars und Geschäfte, vor denen heute aus unerfindlichen Gründen alte Möbel verkauft werden. Hier war die Grenze zwischen Eierteigwaren und richtiger Pasta, zwischen „Parmesellokäse“ und Parmesan am Stück und zwischen Filterkaffee und Espresso. Hier ist man vor dem EU-Beitritt Österreichs und vor Schengen stundenlang im Stau gestanden, im Gepäck Olivenöl, Baci, Parmesan und „ein wenig“ mehr Barolo als beim Grenzübertritt eigentlich erlaubt. Das Gefühl, wenn man nach dem Vorzeigen der Pässe nicht zur Kontrolle des Fahrzeugs an den Rand gewunken wurde und die italienischen Spezialitäten in der Schmutzwäsche unentdeckt blieben!
Hier hat man heute einen luxuriösen Radweg, teilweise eine alte Bundesstrasse und nach einigen Kurven, Höhenmetern und Gefällen biegt man leicht nach links ab und hält auf das zu, was möglicherweise heute schon die schönste Aussicht der ganzen Reise gewesen ist. Slartibartfast hat bekanntlich für das Design der norwegischen Fjorde einen Preis bekommen. Der war auch verdient und die Entscheidung der Jury kaum umstritten und so ist es kein Wunder, dass der Name der Zweitplatzierten heute im Dunkel der Geschichte verschwunden ist. Ihr herausragendes Werk waren die Bergketten der Südlichen Kalkalpen, bei den Julischen Alpen, auf die man an dieser Stelle direkt zufährt, hier hat sie sich selbst übertroffen.
Entlang dieser Bergkette hat einmal eine Eisenbahn geführt, von Tarvis nach Jesenice, die schon 1966 eingestellt worden ist. Für uns bedeutet das, dass die zweite Hälfte der heutigen Strecke angenehm trassiert ist und zumindest auf der rechten Seite auch sehr sehenswerte Ausblicke bietet (links ist aber auch nicht übel), deneben auch ein paar der alten Kastenbrücken. Die sommerlich braunen Skipisten und die ewig lang dahingezogene Stadt Jesenice hingegen erscheinen uns weniger reizvoll, aber dort wollen wir auch nicht hin. Wir klettern rüber ins Nachbartal, wo sich das Ziel unserer heutigen Etappe befindet: Bled.
Diese Stadt hat die Menschheit mit einer Lage an einem kleinen See beglückt, den man bequem zu Fuss umrunden kann und dabei die Burg oben und die Kirche auf der Insel im See fotografierend. Weiters haben wir Bled die Erfindung der Cremeschnitte zu verdanken, die hier seit 1953 in einer Variante mit Vanillecreme und Schlagobers serviert wird. Leider ist nicht überliefert, wie sich die Erfinder*innen dieser Köstlichkeit vorgestellt haben, dass man so eine Schnitte essen soll, mit der üblicherweise mit servierten Gabel ist es unmöglich!
Schreibe einen Kommentar