Am Montag sind Museen und andere Ausstellungen in Frankreich geschlossen. In ganz Frankreich? Nein, eine kleine Hauptstadt etwas nördlich des Zentrums hält dagegen und öffnet die Pforten vieler ihrer Museen auch an Montagen. Wegen eines Ausstellungsbesuchs sind wir aber nicht hierher gekommen und deshalb finden wir das zwar sehr nett, schlagen das Angebot aber aus, denn heute ist das Wetter gut und wir haben die Räder mit, also fahren wir aufs Land.
Naja, so ganz Land ist Versailles heute nicht mehr, aber damals als es erbaut wurde, war das noch ganz schön weit. So hat auch die von den Pariserinnen angeführte Menge, die am 5. und 6. Oktober 1789 den König samt Familie nach Paris geholt hat, je einen Tag für Hin- und Rückweg gebraucht. Damals waren die Strassen noch schlechter und das Fahrrad noch nicht erfunden, und ich weiss auch nicht, welchen Weg man genommen hat, der heutige wäre vom Stadtzentrum wohl an die 20 km lang gewesen. Der Weg nach Versailles ist also nicht wirklich lang, dafür aber stellenweise ordentlich steil und Kopfsteinpflaster hat man auch ein wenig. Macht aber nichts, denn zumindest das Brompton ist erstaunlich bergtauglich, dafür aber machen schon niedrige Gehsteigkanten bei den kleinen, harten Reifen Probleme beim Überfahren. Ulrichs Tern ist genau das Gegenteil: nicht wirklich bergtaugliche Geometrie, dafür aber rollt er mit den breiten Reifen über alles drüber. A propos Drüberrollen: das macht man hier mit roten Ampeln und wir halten uns natürlich an die lokalen Bräuche, die da lauten: Ampeln sind für Autos und vielleicht noch für Vespas, aber sicher nicht für Radfahrende und schon garnicht für zu Fuss gehende. Vor allem zu Fuss und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist man hier in der Stadt unterwegs, aber auch der Radverkehr ist inzwischen beeindruckend. Beim morgendlichen Baguette- und Croissant-Holen bin ich mir fast wie in Amsterdam vorgekommen, aber nur fast.
Versailles also, aber weil das eben nicht in Paris ist sondern ausserhalb hat das Schloss am Montag zu. Kein Problem, wir wollten eh nicht rein, es reicht uns es von aussen anzusehen, durch den barocken Garten zu schlendern, der in ein paar Wochen noch viel beeindruckender sein wird, und dann noch mit den Rädern eine Runde durch den Teil zu drehen, wo man das darf. Dazu gehört der Teil, in dem die beiden Trianonschlösser liegen und auch das kreuzförmige Wasserbassin in der Mitte, das den etwas irreführenden Namen „Grand Canal“ trägt. An einem Montag am frühen Nachmittag ist hier wenig los, aber wir können es uns vorstellen, wie es hier aussieht, wenn das Schloss geöffnet ist und/oder mehr Menschen laufend, spazieren gehend oder auf dem Rad Erholung suchen.
Zurück geht es durch die Banlieue von Paris, aber nicht durch den Teil, der uns aus dem Fernsehen bekannt ist, wenn mal wieder benachteiligte Jugendlichen Autos anzünden und sich Gefechte mit der Polizei liefern. Das Departement 92 wirkt wie das Gegenteil davon: ruhig, bürgerlich, beschaulich sind die kleinen Städte, durch die wir kommen, gleichzeitig ist das aber eine der reicheren Gegenden Frankreichs. Auch der Rückweg ist wieder ziemlich hügelig und so wirkt diese Fahrt ein wenig wie eine Tour durch die äusseren Teile des 17., 18. und 19. Bezirks in Wien, allerdings ohne Heurigen.
Wieder in der Stadt holen wir zuerst mein Conference Badge für die nächsten Tage ab (ich bin hier ab morgen nicht mehr zum Spass) und dann spielen wir ein neues Spiel mit der Pariser Métro: es gibt einige Stationen, die ausgesprochen schön gestaltet sind, angefangen mit der am Louvre, aber auch sonst können sie sich durchaus sehen lassen. Ein paar dieser Stationen fahren wir jetzt also mit der Métro an und dann gilt es bis zur Einfahrt des nächsten Zuges ein passendes Motiv zu finden, abzulichten und gleich wieder einzusteigen. Bei 2 Minuten Intervallen muss man sich da schon ein wenig sputen.
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