Ein heisser Tag beginnt mit einem Frühstück in einem von der Sonne gut geheizten Restaurant/Frühstücksraum. Schon da beschleichen uns erste Verdachtsmomente: das wird heute was geben! Das war dann auch sinngemäss der Inhalt der RCB Warnung, die wir beim Wegfahren aufs Handy bekommen haben. Die in Rzeszów eingeloggten Mobiltelefone wurden recht deutlich darauf hingewiesesn, dass Unwetter und Starkregen zu erwarten wären und man am Nachmittag auch mit Überflutungen rechnen müsste. Fürs erste ist aber nicht zu viel Wasser das Problem sondern zu wenig. Nach nicht einmal einer Stunde sind die Wasserflaschen leer und werden bei einem kleinen Supermarkt aufgefüllt. Das werden wer später noch einmal machen, dafür wird das Mittagessen heute durch Soletti und Schnitten ersetzt – Hunger hat man bei gut 30 Grad und gefühlten 200 % Luftfeuchtigkeit ohnehin nicht. Mit Cola, Energy Drinks und Eistee (man nimmt, was auch immer das Geschäft in gekühlt anbietet und keinen Alkohol enthält) kommen wir auf den 85 km des heutigen Tages auf 5 Liter Flüssigkeit pro Person!
Die Gegend, durch die wir fahren, erscheint uns wieder stark zersiedelt, mit langen Strassendörfern, und es ist auch recht viel Verkehr, was bei der Ausfahrt aus Rzeszów noch nicht so auffällt, denn da gibt es 4‑spurige Strassen durch Einkaufszentren und Gewerbegebiete und einen Radweg für uns, danach aber wird es enger und der Radweg fehlt uns auch. Uns fallen zahlreiche niederländische Kennzeichen auf, die in die Gegenrichtung unterwegs sind. Enden dort dieses Wochenende die Sommerferien oder ist das Zufall?
Man merkt, dass wir uns auf Nebenstrassen weg von den Zentren bewegen, weil kaum noch etwas los ist, und irgendwann fahren wir durch ein Waldstück als es zu blitzen beginnt. Eine Bushaltestelle bietet Unterstand als wir die Wetterlage checken. Es blitzt und donnert am Horizont und das Gewitter-Radar spielt alle Farben – da richten wir uns lieber in der Bushaltestelle häuslich ein und warten auf den angekündigten Weltuntergang. Der lässt sich noch ein wenig bitten um dann umso heftiger über uns hereinzubrechen. Die Welt geht eine Viertelstunde lang unter, tröpfelt noch einmal so lang nach und dann beschliessen wir, dass uns langsam langweilig ist in einer Bushaltestelle, in der es nicht einmal enen Fahrplanaushang gibt, und fahren weiter.
Es hat um mehr als 10 Grad abgekühlt, die Wälder hüllen sich in Nebel und auch in Przemyśl ist es noch bemerkenswert kühl als wir endlich ankommen. Das erste Mal seit einer Woche, dass wir uns auf eine heisse Dusche freuen anstatt einer kühlen.
Hitze und Unwetter haben uns viel Zeit gekostet und so bleibt nicht viel Gelegenheit zu Besichtigungen, was aber nicht schlimm ist, denn wir haben schon beschlossen, dass wir die Erkundigung dieses Teils Europas nächstes Jahr fortsetzen werden und auch Przemyśl noch einmal besuchen werden. So spazieren wir nur durch die Altstadt und besuchen den Bahnhof, ein kakanisches Bauwerk aus dem Jahr 1895, in dem heute sowohl die Züge aus dem Westen in Normalspur als auch die aus der Ukraine in Breitspur ankommen. Umgespurt wird zu Fuss, d.h. wer tatsächlich von Kiew oder gar Odessa nach Berlin fahren will, muss umsteigen. Nach Schengen einreisen muss man in dem Fall ja sowieso… Wer hier einreist, findet Dusche, Bürokratie, ein paar Hilfsgüter und sämtliche polnische Handyanbieter vor, also alles, was wirklich wichtig ist, wenn man aus einem Kriegsgebiet flüchtet. Der Andrang ist lange nicht mehr der von 2022, aber letztes Jahr haben die Städte hier im Osten und Süden Polen teilweise grossartiges geleistet.
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