Tag 6: Wro­cław – Legnica

⌴ 80.0km ⋅ ↗ 260hm ⋅ ↘ 271hm ⋅ ⤓ 103m ⋅ ⤒ 165m ⋅ ◷ 6:41:40  ⋅ Σ 545.2km

Aus Wro­cław fin­det man mit dem Fahr­rad ein­fach wie­der raus. Es gibt einen Rad­weg, der durch etwas führt, das mal die auto­ge­rech­te Stadt hät­te wer­den sol­len. Drei­spu­ri­ge Stras­sen, unglaub­li­che Kreu­zungs­pla­teaus, think Ver­tei­ler­kreis Favo­ri­ten. Mit dem Rad ist man an den Kreu­zun­gen mal wie­der benach­tei­ligt, man war­tet ewig und drei Tage an der Ampel, darf indi­rekt abbie­gen oder kriegt genau gleich­zei­tig mit den Rechts­ab­bie­gen­den Grün – wir füh­len uns wie zu Hau­se in Wien. Aber der Rad­weg ist sehr OK, wie über­haupt in den letz­ten Tagen die Rad­we­ge, wenn sie denn mal vor­han­den waren, sol­che sind, von denen sich Wien und Nie­der­ös­ter­reich ein paar Schei­ben abschnei­den könnten.

Heu­te ste­hen nur 80 km auf dem Pro­gramm, und selbst für die machen wir ein Umwe­gerl über das Klos­ter Leu­bus, pol­nisch Lubiąż. Das ist uns auf­ge­fal­len, weil es ein Zis­ter­zi­en­ser­klos­ter ist und somit dem Beu­te­sche­ma der letz­ten Urlau­be ent­spricht, es ist aber eine völ­lig ande­re Anla­ge als das, was wir im Bur­gund oder auch in Deutsch­land gese­hen haben: hier haben wir es mit einem habs­bur­gisch-baro­cken Palast zu tun mit den ent­spre­chen­den reprä­sen­ta­ti­ven Räum­lichei­ten. Habs­bur­gisch? Ja, seit 1526. Barock? Die Gegen­re­for­ma­ti­on hat auch hier Klös­ter vom Gewicht von Gött­weig oder Melk begüns­tigt, auch wenn die Zis­ter­zi­en­ser ursprüng­lich mal einen ein­fa­che­ren Bau­stil bevor­zugt haben, aber das war da ja auch schon fast 500 Jah­re her. Mit einer Füh­rung in pol­ni­scher Spra­che und einem erklä­ren­den Text auf Deutsch kann man die weni­gen reno­vier­ten Räu­me des Klos­ters besu­chen: den Fürs­ten­saal, das Som­mer­re­fek­to­ri­um und den Spei­se­saal des Abtes. Die Kir­che, ursprüng­lich gotisch, dann baro­cki­siert, bis 1945 in Gebrauch, jetzt stark beschä­digt (Ein­quar­tie­rung der Roten Armee nach 1945), kann man sich eben­falls anse­hen, aber der Gross­teil der rie­sen­haf­ten Anla­ge harrt noch der Reno­vie­rung. Wie ist das Klos­ter eigent­lich in die­sen Zustand gekom­men? Die Blü­te­zeit hat­te es unter der habs­bur­gi­schen Zeit, in den 1740er Jah­ren geriet es aber wie der Gross­teil Schle­si­ens unter preus­si­sche Herr­schaft und somit war 1. Katho­li­zis­mus nicht mehr so in und 2. for­der­te der preus­si­sche Staat mehr Geld. Man geriet in wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten und wur­de 1810 über­haupt säku­la­ri­siert, weil das in Preus­sen damals halt so war, ken­nen wir ja aus Frank­reich. Wie in Frank­reich hat man Nut­zungs­mög­lich­kei­ten über­legt und sich schliess­lich für ein Gestüt und eine psych­ia­tri­sche Kli­nik ent­schie­den, im WWII waren Rüs­tungs­be­trie­be hier. Seit der Wen­de gibt es wie­der Plä­ne das Gelän­de zu nut­zen und es wird jetzt auch lang­sam wie­der reno­viert – wäre echt scha­de drum, aber da ist noch ordent­lich was zu tun! Wir waren ver­blüfft von so viel Habs­burg-Ver­eh­rung, wie sie im Fürs­ten­saal zu sehen war, war uns in der Form auch nicht so bewusst, aber des­halb fährt man ja auf Urlaub, da lernt man was 🙂

Den Abend ver­brin­gen wir in Leg­ni­ca, bis 1945 die preus­si­sche Stadt Lie­gnitz. Wie­der ein­mal spa­zie­ren wir vor dem Son­nen­un­ter­gang durch eine gar nicht so klei­ne Stadt und lan­den schliess­lich am Bahn­hof, wo man eine von der pol­ni­schen Bahn über­nom­me­ne BR 52 und eine Elek­tro­lok in den schöns­ten Far­ben der 70er Jah­re aus­stellt. Wirk­lich sehens­wert wäre die ehe­ma­li­ge Bahn­hofs­hal­le aus 1929. Sie steht der­zeit mit dem hal­ben Dach da und harrt ihrer wei­te­ren Reno­vie­rung und irgend­wie schliesst sich hier der Kreis, denn auch hier wie in Leu­bus macht es nicht den Ein­druck als wür­de das Pro­jekt in nähe­rer Zukunft einem Abschluss zugeführt.

Die Fotos

Die Stre­cke


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert