Ulrich und ich pflege seit Jahren eine Liste derjenigen Orte, an denen wir schon mal nass geworden sind. Heute können wir dieser Liste ein paar Orte am Hallstätter See hinzufügen, denn das Salzkammergut hat sich uns von der typischen, wenn auch nicht von der besten Seite präsentiert: es hat genebelt, genieselt, geregnet, wie es sich gehört. Trotz des Wetters war aber auch heute einiges los, weil es ja den Leuten in ihren Autos wenig ausmacht, wenn das Dach des Fahrzeugs nass wird. Uns schon, aber wir werden ja nicht gefragt.
Hallstatt haben wir jetzt also auch gesehen. In einem der Routards der letzten Jahre haben wir einen schönen Ausdruck der französischen Sprache für einen solchen Ort kennengelernt: hypertouristique. Man kommt aus aller Herren und Herrinnen Länder (mit Ausnahme von derzeit China – coronabedingt) und schiebt sich durch das Bisserl Innenstadt, das Hallstatt hat. Eigentlich schade, denn das war mal ein sehr hübscher, verschlafener Ort bevor es zum touristischen Hotspot mit Parkleitsystem, Souvenirbuden und Tagestourismus geworden ist.
Schon in der Früh konnten wir feststellen, dass der Zweck unserer kurzen Reise voll erfüllt wird: wir wollten der Hitze entfliehen und haben am Vormittag 15 Grad bekommen, die auch tagsüber nicht viel mehr geworden sind. Wir haben sogar ein wenig gefroren. Im August! Mission accomplished. Leider aber war die willkommene Kälte mit Wolken und Nebel verbunden, sodass wir von den Bergen im Ennstal und im Salzkammergut nicht so viel gesehen haben, wie man dort sehen könnte, wenn klarer Himmel wäre. Der Grimming hat sich in seinen Rollkragenpulli aus Wolken gehüllt und die Präsenz des Dachsteinmassivs war nur zu erahnen. Müssen wir eventuell ein anderes Mal anschauen kommen.
Was die Steigungen anlangt, so war die heutige Tour vergleichsweise harmlos. Gerade einmal drei steilere Stücke bergauf (2 hinter Irdning, eines hinter Bad Aussee) und eines bergab (der Koppenpass hat ein Gefälle von bis zu 23 % – wenn wir jemals auf die Idee kommen sollten, dass wir den von Obertraun aus rauffahren wollen, lasse ich mich besachwaltern, weil dann hab ich sie nimmer alle). Auf einer dieser Steigungen haben wir ein anderes Pärchen mit Rennrad beleidigt: sie hat zu ihrem Partner gemeint, dass sie dann gern mal ihre Jacke ausziehen möchte, woraus ich geschlossen habe, dass sie kurz stehenbleiben will und habe sie mit einem freundlichen ”Servus” überholt und dann auch gleich ihren Partner, Ulrich hinterdrein. Besagter Partner scheint das Rennradfahren etwas ernster zu nehmen als wir und hat sich auf der folgenden Abfahrt mit einem riskanten Überholmanöver revanchiert, bei dem seine Partnerin fast in den Gegenverkehr gekommen wäre. Für diese Aktion verleihe ich dem unbekannten Herrn den “Vollpfosten am goldenen Band mit Eichenlaub”, sowas muss nämlich echt nicht sein!
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