Tag 13: Lub­lin – Maj­da­nek – Lublin

⌴ 67km ⋅ ↗ 341hm ⋅ ↘ 338hm ⋅ ⤓ 159m ⋅ ⤒ 245m ⋅ ◷ 7:54:53  ⋅ Σ 1156km

Das Wich­tigs­te zuerst: Sadie ist wie­der zurück. Wir haben sie ges­tern mit der Infra­rot­ka­me­ra beob­ach­tet, wie sie zuerst plötz­lich wie­der auf der Ter­ras­se war, sich umge­se­hen hat und dann durch die Kat­zen­klap­pe wie­der ins Haus geschlüpft ist als wäre nichts gewe­sen. Wir wer­den mor­gen trotz­dem schon nach Hau­se fah­ren, aber davor woll­ten wir uns ja noch das Kon­zen­tra­ti­ons- und Ver­nich­tungs­la­ger Maj­da­nek anse­hen, auch bekannt unter dem Namen Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Lub­lin. Das rie­si­ge Gelän­de liegt heu­te auf Stadt­ge­biet, man kann mit dem Bus hin­fah­ren oder auch mit dem Fahr­rad auf einem recht brauch­ba­ren Rad­weg. Vor 80 Jah­ren aber hat die Gegend völ­lig anders aus­ge­se­hen als heu­te, es war noch kei­ne Rede von den Wohn­blocks auf dem Hügel über dem Lager und auch dahin­ter dürf­te Land gewe­sen sein, nicht wie heu­te, Stadt. Lub­lin ist seit­her ja gewal­tig gewach­sen. Man kann sogar um klei­nes Geld mit dem Auto ins Lager fah­ren und sich ein Stück des Fuss­we­ges zum eigent­li­chen Ein­gang erspa­ren. Golf­wa­gerl gibt es auch und wer mit dem Rad kommt, kann auch bis zum Lager­tor vor­fah­ren, fin­det dort aber kei­nen Fahr­rad­stän­der. Das Museum/Gedenkstätte ist übri­gens auch nicht über­lau­fen. Aus­ser uns sind noch ein paar klei­ne Grup­pen, ein­zel­ne Besucher*innen und 3 Schul­klas­sen unter­wegs, ange­sichts der Aus­mas­se des Gelän­des also fast niemand.

Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Lub­lin wur­de schon 1944, gleich nach der Befrei­ung von Lub­lin durch die sowje­ti­schen Trup­pen, beschlos­sen in Maj­da­nek ein Muse­um und eine Gedenk­stät­te ein­zu­rich­ten, zu einer Zeit also, als in ande­ren Lagern das Mor­den noch im vol­len Gan­ge war. Eine Foto­aus­stel­lung zeigt, was man damals vor­ge­fun­den hat und was man in spä­te­ren Jah­ren dar­aus gemacht hat. In eini­gen Fäl­len muss­te man die Bau­ten ergän­zen oder rekon­stru­ie­ren. Den Kern des Muse­ums bil­det heu­te der Weg vom Män­ner­bad (dem mit der Gas­kam­mer) über den „Rosen­gar­ten“, in dem Selek­tio­nen neu ein­ge­lie­fer­ter Häft­lin­ge durch­ge­führt wur­den, die ehe­ma­li­ge Lager­stras­se ent­lang durch „Feld 3“ mit den erhal­te­nen Bara­cken zum Mau­so­le­um. Das ist heu­te eine Bau­stel­le, also bie­gen wir ab zum rekon­stru­ier­ten Kre­ma­to­ri­um, das von der abzie­hen­den SS noch in Brand gesetzt wor­den war. In man­chen der Bara­cken sind Aus­stel­lun­gen unter­ge­bracht, z.B. die erwähn­te Foto-Ver­gleichs-Aus­stel­lung oder eine wei­te­re Foto-Aus­stel­lung zu ande­ren Orten der NS-Ver­bre­chen in Lub­lin. Eine Bara­cke ent­hält Zeug­nis­se von ehe­ma­li­gen Häft­lin­gen, eine ande­re eine Geschich­te der „Akti­on Rein­hardt“, der geplan­ten Ver­nich­tung der jüdi­schen Bevöl­ke­rung im „Gene­ral­gou­ver­ne­ment“. Ins­ge­samt wur­den in Maj­da­nek rund 80.000 Men­schen ermordet.

Nach dem Besuch von Maj­da­nek, der wie bei uns üblich deut­lich län­ger gedau­ert hat als vor­her gedacht, bre­chen wir noch zu einer klie­nen Run­de durch die Umge­bung von Lub­lin auf. Geplant waren rund 50 Kilo­me­ter, aus denen fast 70 gewor­den sind, weil irgend­wo eine Abzwei­gung, die lt. open street­maps asphal­tiert hät­te sein sol­len, zen­ti­me­ter­tie­fen Sand als „Fahr­bahn“ auf­ge­wie­sen hat. Die nächs­te war dann wegen aus­ge­dehn­ter Bau­stel­le im gan­zen Ort gleich gar­nicht exis­tent und die drit­te hat 15 Kilo­me­ter Umweg, u.a. durch einen Wald, bedeu­tet. Uns fällt auf, wie stark die gan­ze Gegend zer­sie­delt ist. Zer­sie­delt nicht im öster­rei­chi­schen Sin­ne von „Ein­fam­li­en­häu­ser am Orts­rand“ son­dern so rich­tig: Häu­ser ste­hen oft ein Ein­zel­la­ge oder nur in klei­nen Grup­pen, die mit einem Dorf nichts zu tun haben, irgend­wo in der Gegend. Kei­ne alten Gehöf­te übri­gens, son­dern Neu­bau­ten mit Thu­jen­he­cke, Rasen und Car­port. Auch die ästhe­ti­schen Qua­li­tä­ten der Bau­ten las­sen manch­mal zu wün­schen übrig – sagen wir mal so: nicht jeder, der das Geld hat ein Haus zu bau­en, hat auch Geschmack. Aber auch wenn man unse­re ver­snob­ten Ansich­ten aus­sen vor lässt, bleibt, dass sol­che Streu­sied­lun­gen irr­sinng schwer zu erschlies­sen sind. Und einen wei­te­ren Grund gegen die­se Zer­sie­de­lung habe ich noch anzu­füh­ren: wenn jedes Gebüsch irgend­wo ein einem Gar­ten steht oder gegen­über von einem Gar­ten, dann wird es wirk­lich schwer eines zu fin­den, wenn Not an der Frau ist!

Die Fotos

Die Stre­cke


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert