Tag 12: Chełm – Lublin

⌴ 89km ⋅ ↗ 318hm ⋅ ↘ 326hm ⋅ ⤓ 157m ⋅ ⤒ 240m ⋅ ◷ 6:03:25  ⋅ Σ 1089km

Wie es aus­sieht, ist die­se Rei­se mor­gen vor­zei­tig zu Ende. Sadie, eine unse­rer Kat­zen, ist über den garan­tiert aus­bruch­si­che­ren Bal­kon ent­kom­men. Nicht das ers­te Mal, aber dies­mal haben wir geglaubt, dass er jetzt wirk­lich kei­ne Mög­lich­keit mehr bie­tet zu durch­zu­schlüp­fen ohne eso­te­ri­sche phy­si­ka­li­sche Effek­te anzu­wen­den. Also Sadie, falls du das liest – wir wis­sen ja, dass du ger­ne liest – bit­te sei so gut und komm nach Hau­se. Wir machen uns wirk­lich Sor­gen und du ver­dirbst uns den Urlaub. Wenn du bis mor­gen 8 Uhr wie­der da bist, kön­nen wir wei­ter­fah­ren, wenn nicht, dann müs­sen wir wohl oder übel einen Zug bestei­gen. An die p.t. Leser*innen: bit­te an geeig­ne­ten Stel­len die Aus­drü­cke „klei­nes Ḿist­viech“ und „Fell über die Ohren“ ergän­zen, ihr wisst sel­ber am bes­ten, wo.

Wegen des dau­ern­den Ost­win­des haben wir den heu­ti­gen Aus­flug mit dem Zug begon­nen und sind in die klei­ne Stadt Chełm gefah­ren. Die­se Stadt war eben­so wie Lub­lin ein Zen­trum der jüdi­schen Kul­tur vor der Sho­ah (Note to self: mehr Isaac Bas­he­vis Sin­ger lesen, vor allem die Sachen, die in Chełm ange­sie­delt sind), heu­te ist davon nur eine klei­ne Syn­ago­ge übrig und eine Stadt, die irgend­wie so unfer­tig aus­sieht oder noch nicht ganz restau­riert nach Beschä­di­gun­gen im Krieg, mit einem Mix aus alten und neu­en Gebäu­den und einem sehr ansehn­li­chen Haupt­platz. Auch der Bahn­hof ist wahr­lich kei­ne Schön­heit, aber dar­auf kommt es auch im Moment nicht an. Chełm liegt am Ende der Breit­spur­tras­se aus der Ukrai­ne und hat 2 Zug­paa­re von/nach Kyiv pro Tag.

Zurück nach Lub­lin fah­ren wir durch die tro­cke­ne, leicht hüge­li­ge Land­schaft. Uns fehlt ja der Ver­gleich mit „nor­ma­len“ Jah­ren, aber wenn es im Wein­vier­tel so aus­sieht, spricht man durch­aus von einem sehr tro­cke­nen Jahr, auch wenn der Boden hier recht san­dig zu sein scheint und schon allein des­halb stau­big wirkt. Wir kau­fen in einem Super­markt Mit­tag­essen ein, der aus­sieht als wäre er in der Zeit des „Ost­blocks“ ste­cken­ge­blie­ben, und spä­ter ein kal­tes Cola in einem ande­ren, der auch eine Geträn­ke­hand­lung hät­te sein kön­nen: 40 Sor­ten Wod­ka! Regal­me­ter­wei­se gekühl­tes Bier! Geor­gi­scher Wein! Ich weiss sowas übri­gens nicht, weil es mich beim Rad­fah­ren nach Bier gelüs­tet, son­dern weil ich hier­zu­lan­de in jedem Super­markt jeden Kühl­schrank nach Cola durch­su­chen muss, das ist gut vor der Kund­schaft ver­steckt. Wir kom­men an einem unglaub­lich hüb­schen Bahn­hof vor­bei: kom­plett aus Holz gebaut und 150 Jah­re alt (vgl. Foto). Lei­der ist der War­te­raum mit Schal­ter­öff­nun­gen in den Wän­den nicht mehr in Betrieb und das rest­li­che Gebäu­de dürf­te heu­te auch Woh­nun­gen ent­hal­ten, aber trotz­dem haben wir dafür einen (ok, nicht all­zu lan­gen) Umweg in Kauf genom­men, den wir nicht bereut haben.

Der Weg in die Stadt ver­läuft teil­wei­se auf tadel­lo­sen Rad­we­gen mit wenig Rad­ver­kehr und teils auf Stras­sen, lei­der mit viel Auto­ver­kehr. Abschnitts­wei­se dient auch ein Geh­steig als Rad­weg und zwei Mal ver­las­sen wir den Rad­weg ver­se­hent­lich, weil wir nicht mit­ge­kriegt haben, dass er nach der Kreu­zung noch exis­tiert. Der Rad­weg führt direkt am Kon­zen­tra­ti­ons- und Ver­nich­tungs­la­ger Maj­da­nek vor­bei, das auf Stadt­ge­biet liegt. Das hät­ten wir uns ger­ne ange­se­hen, es ist heu­te eine Gedenk­stät­te und ein Muse­um. Sadie, lang­sam wirds Zeit wie­der heimzukommen!

Die Fotos

Die Stre­cke

Bewe­ge die Maus über einen Track oder wäh­le einen im Con­trol Panel aus …


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