Tag 11: San­do­mierz – Lublin

⌴ 109km ⋅ ↗ 546hm ⋅ ↘ 564hm ⋅ ⤓ 140m ⋅ ⤒ 254m ⋅ ◷ 7:08:46  ⋅ Σ 1000km

Heu­te sind wir wirk­lich begeis­tert: ich zuerst von einem klei­nen Plas­tik­kü­bel, den man hier im Super­markt kau­fen kann, den ich mir bis­her aber nicht geleis­tet habe, weil wohin damit auf dem Fahr­rad? Der Inhalt besteht näm­lich aus einem hal­ben Kilo ein­ge­leg­ter Gur­ken in Dil­le, Knob­lauch, Pfef­fer­kör­nern und noch ein paar Din­gen in Ein­le­ge­flüs­sig­keit. Heu­te aber sind wir wie­der in einem Quar­tier für meh­re­re Tage und haben einen Kühl­schrank. Das ers­te Drit­tel der Gur­ken ist schon weg, der Rest wird auch nicht alt werden!

Unse­re klei­ne Woh­nung für 3 Tage liegt in Lub­lin und das ist der zwei­te Grund für Begeis­te­rung, dies­mal bei uns bei­den. Um den klei­nen Rynek reiht sich ein altes Haus ans nächs­te, in ver­schie­de­nen Sta­di­en von Zer­fall und Reno­vie­rung, manch eines mit Sgraf­fi­to und vie­le mit Gast­gär­ten davor. In der Mit­te nicht, wie sonst üblich, das Rat­haus son­dern ein könig­li­ches Gericht, das hier bis 1793 unter­ge­bracht war. Danach gab es kei­nen pol­ni­schen König mehr und folg­lich auch kein könig­li­ches Gericht. Wir spa­zie­ren im viel zu schnell unter­ge­hen­den Licht durch die Alt­stadt, die aus­ser dem Rynek noch eine gan­ze Rei­he male­ri­scher Gas­sen und Plät­ze auf­weist. Es ist wie­der so eine Alt­stadt, in der man nur ein paar Ver­kehrs­zei­chen und Rekla­me­ta­feln abneh­men müss­te und die Kanal­de­ckel aus­tau­schen und man könn­te sofort anfan­gen Fil­me zu dre­hen. Die rei­che his­to­ri­sche Archi­tek­tur liegt u.A. dar­an, dass die Stadt zuerst wich­tig war (hier wur­de die Per­so­nal­uni­on zwi­schen Polen und Litau­en voll­zo­gen, die eines der gröss­ten Rei­che Euro­pas in der frü­hen Neu­zeit geschaf­fen hat), dann aber mit der Ver­le­gung der Haupt­stadt von Kra­kau nach War­schau irgend­wie ab vom Schuss lag. Im 19. Jahr­hun­dert war man Teil von Kon­gress­po­len, also unter der Herr­schaft des Zaren, wirk­li­ches Wachs­tum gab es dann erst nach dem Zwei­ten Welt­krieg, das aber aus­ser­halb des his­to­ri­schen Zentrums. 

Wir ver­las­sen die Alt­stadt durch das Kra­kau­er Tor und fla­nie­ren bis zum Plac Litew­ski, dem Litau­er Platz mit sei­nem „Mul­ti­me­dia Spring­brun­nen“ und zahl­rei­chen Denk­mä­lern, die alle irgend­ei­nes Ereig­nis­ses der pol­ni­schen Geschich­te geden­ken. Man hat einen unbe­kann­ten Sol­da­ten und dane­ben ein Rei­ter­stand­bild von Józef Pił­sud­ski, dem Natio­nal­hel­den und spä­te­ren auto­ri­tä­ren Macht­ha­ber Polens in der Zwi­schen­kriegs­zeit, auf­ge­stellt. Den Rest wer­den wir uns mor­gen anse­hen. Wenn es hier in der Gegend nicht immer so ver­dammt früh fins­ter würde.

Nach­dem wir hier kein his­to­ri­scher Essig­gur­kerl-Blog sind son­dern ein seriö­ser Rad­rei­se­blog noch ein paar Wor­te zur heu­ti­gen Stre­cke: wenig Rad­weg, viel Land­schaft, ein paar Bau­stel­len und man soll­te sich im Som­mer nicht auf die Fäh­ren über die Weich­sel ver­las­sen. Wir haben hier Nied­rig­was­ser, das so nied­rig ist, dass die Fäh­re nicht ein­mal aus ihrem Hafen käme. Die pol­ni­schen Autofahrer*innen beneh­men sich uns gegen­über übri­gens gross­teils sehr rück­sichts­voll, wobei man aber auch sagen muss, dass wir hier ver­mut­lich sowas wie Arten­schutz genies­sen, denn Rad­rei­sen­de haben wir schon seit Tagen nicht mehr gesehen.

Die Fotos

Die Stre­cke


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