Tag 9: Gör­litz – Pirna

⌴ 99km ⋅ ↗ 694hm ⋅ ↘ 788hm ⋅ ⤓ 119m ⋅ ⤒ 327m ⋅ ◷ 5:59:09  ⋅ Σ 809km

Mit Pir­na ver­bin­det mich mein lan­ge ver­gan­ge­nes frü­he­res Leben als His­to­ri­ke­rin, war hier doch eine der Tötungs­an­stal­ten der “Akti­on T4”, in deren Rah­men man in der hie­si­gen Anstalt Son­nen­stein fast 14.000 Men­schen mit ver­schie­de­nen Arten von Behin­de­run­gen ermor­det wur­den. Die Gedent­stät­te aller­dings haben wir nicht gese­hen, war schon zu spät und im Park auf den ehe­ma­li­gen Bas­tei­en des Schlos­ses wur­de es lag­sam dun­kel. Naja, aus­ser­dem sind wir hier auf Urlaub, nicht auf einer his­to­ri­schen Exkur­si­on, für die es aller­dings in der letz­ten Woche mehr als genü­gend Stoff gege­ben hätte.

Nach Pir­na haben uns fast 100 km bes­tens aus­ge­bau­te Stras­sen und Rad­we­ge geführt. Wenn man an irgend­was auf den ers­ten Blick den Unter­schied zwi­schen der deut­schen und der pol­ni­schen Sei­te der Neis­se sehen kann, dann am Zustand der Stras­sen und am Vor­han­den­sein von Rad­wegs­schil­dern (les­bar, grün-weiss, mit Kilo­me­ter­an­ga­ben und ver­ständ­li­chen Zie­len). OK, ein paar Kilo­me­ter gabs auch hier, die mehr Gra­vel und Sand waren und dazwi­schen Asphalt, der zwi­schen sei­nen Lücken schon bes­se­re Zei­ten gese­hen hat. A pro­pos Beschil­de­rung: uns fällt auf, dass vie­le Stras­sen­schil­der zwei­spra­chig sind, deutsch und etwas, das aus­sieht wie pol­nisch. Gibt es hier eine pol­ni­sche Min­der­heit? Nein, die Son­der­zei­chen pas­sen nicht zur pol­ni­schen Spra­che. Tsche­chisch? Nein, passt auch nicht, da ken­ne ich ein paar Wor­te, die ein­deu­tig anders lau­ten als das, was hier ange­schrie­ben ist. In der Mit­tags­pau­se in Baut­zen klä­ren wir es: es ist Sor­bisch, eine bedroh­te sla­wi­sche Spra­che, die hier von einer Min­der­heit noch gespro­chen wird, und das gleich in meh­re­ren Varianten.

Zurück nach Pir­na: hier ist heu­te lan­ge Shop­ping­nacht, man könn­te auch sagen Stadt­fest mit geöff­ne­ten Geschäf­ten und gros­sen Men­gen Alko­hol. Die hüb­sche Stadt hat nicht nur Schloss und Elbe son­dern auch eine his­to­ri­sche Alt­stadt (mit ”Rynek”) und eine Gast­haus­braue­rei. Es gibt einen Bahn­hof, der schon 1875 zum “alten Bahn­hof” wur­de, weil zu klein, und der heu­te von einem mono­to­ne Musik auf­le­gen­den DJ beglückt wird. Wein aus Meis­sen und von den tsche­chi­schen Nach­barn gibts im Klos­ter­hof, Piz­za aus Nea­pel und vega­nen Bur­ger in der Alt­stadt, eben­so Espres­so im Fahr­rad- und Kaf­fee­la­den ohne Fahr­rä­der (Lie­fer­schwie­rig­kei­ten bis 2024, daher nur noch Espres­so). Ab 21:00 Uhr wird alle 30 Minu­ten ein ”son et lumiè­re“ gespielt, eine Pro­jek­ti­on der Geschich­te eines Hau­ses, das in einer der Stadt­an­sich­ten von Cana­let­to vor­kommt, auf eben­die­sem Haus. Ja, das ist der Cana­let­to, der auch Wien mal abge­bil­det hat.

Die Fotos

Die Stre­cke


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