Gestern haben wir sie ein paar Mal überquert ohne sie gross wahrzunehmen, heute ist sie nicht mehr zu übersehen: die Enns. In Altenmarkt noch ein Bacherl, hier in Admont schon beeindruckend breit, wozu aber das Wetter einen anständigen Beitrag geleistet hat. Wir haben es nämlich gerade noch vor dem grossen Gewitter ins Stift Admont geschafft und die 1.5 Stunden, die wir bis zur Sperrstunde noch hatten und die wir bis zur letzten Minute ausgenützt haben, hat es durchgehend geschüttet. Später dann noch so ein Guss und jetzt, wo wir beim Bier sitzen und diesen Text schreiben, ist es auch nicht ganz trocken. Die Bäche führen Wasser in einer Farbe, die man schon versucht hat uns als Frühstückskaffee anzudrehen. Klar, dass wir jetzt dauernd irgendwo eine Feuerwehr fahren hören. Übrigens: Wir sind dann langsam ausreichend abgekühlt…
Wir können den Abschnitt des Ennstal-Radwegs, den wir heute gefahren sind, nur empfehlen. Es geht netto zwar bergab, aber dazwischen immer wieder mit ein paar kleinen, knackigen Steigungen. Landschaft im Norden alpin mit Dachsteinblicken. Ein guter Teil der Strecke verläuft auf Radwegen oder Feldwegen, wirklich starken Verkehr hatten wir eigentlich nie, dafür aber etliche Kilometer auf geschotterten Wegen. Nichts, was 28 mm bei 6 Bar nicht schaffen würden, der Patschen des heutigen Tages war nicht dem Schotter sondern einem Stück Drahtseil geschuldet, das zuerst nicht sichtbar den Schlauch beschädigt hat, aber dann in einer Kurve war plötzlich die Luft raus. Glück gehabt, wegen solcher Patschen soll schon der eine oder die andere abgestiegen sein.
Stift Admont ist also das heutige Ziel. Neugotische Stiftskirche. Schattige, gepflasterte Höfe mit alten Bäumen, Rosen und einem Buchsbaum-Lalbyrinth. Viel zu viel zu sehen für die 90 Minuten, die uns bleiben. Also zuerst in die Bibliothek, das 8. Weltwunder, zumindest für Bibliophile, aber man könnte fast enttäuscht sein: die hohen Regale wirken wie einer dieser Zoom-Hintergründe oder eine Fototapete, so ordentlich stehen hier die Bücher in Christbaumaufstellung in einheitlich weissen Regalen, Nach Farben sind sie nicht geordnet, muss man auch nicht, die meisten sind in Braun- oder Beigetönen gebunden oder ebenfalls in Weiss. So ähnlich hätte ich gerne meine Bücherregale, wenn wir mit dem Umbau fertig sind 😉 70.000 Bände hätten in der Bibliothek Platz, ein paar Regale sind im Moment frei. Die wirklcih wertvollen Handschriften und Inkunabeln (Frühdrucke), die den grossen Brand von 1865 zum Glück überlebt haben, haben ein standesgemässes Quartier im Magazin gefunden. Man besucht diese Bibliothek aber weniger wegen der Bücher als wegen des Bauwerks mit seinen Deckegemälden (allegorische Darstellungen, darunter die Naturwissenschaften, die Künste und die Technik und die Geschicktswissenschaften inkl. Quellenkritik). Im Zentrum die barocke Üppigkeit der Statuen und natürlich sind wieder einmal der Tod und die Hölle spektakulärer als die Auferstehung und der Himmel.
Als wir die Bibliothek verlassen regnet es noch immer, also rüber in die Ausstellung zur Geschichte des Klosters. Einige der Tafeln hätte ich anders formuliert, vor allem die, in denen es um das Verhältnis zum Evangelischen Christentum geht. Dafür aber hat man sogar Stereoaufnahmen von den Wiederaufbauarbeiten in den 1860er Jahren gemacht, die in der Ausstellung zu sehen sind und man hat ein Paar Mercator-Globen, die man aber leider in eine etwas finstere Ecke gestellt hat. Im Erdgeschoss dann noch mittelalterliche geistliche Kunst, von der wir nichts verstehen, jetzt aber möglicherweise ein klein wenig mehr als vorher.
Morgen geht es zurück nach Wien in die Sommerhitze. Auf welchem Weg werden wir beim Frühstück nach genauem Studium von Höhenprofil und Wetterkarte entscheiden.
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