Wir schlendern durch die Kopfsteinpflastergassen von Celje als wir fast über einen römischen Brustpanzer stolpern, dann über eine Sandale und ein Paar Schienbeinschützer. Weitere Uniformteile liegen ein paar Meter weiter auf dem Pflaster verstreut und wir erwarten beim um-die-Ecke-Biegen ein paar Legionäre in Unterwäsche anzutreffen, doch mehr als die schon geschlossene Tür des Doms ist dort nicht zu sehen. Ein paar Fingerübungen und Tonleitern auf einem Klavier bilden die Tonspur der Kleinstadtidylle.
So klein ist Celje, zu k.k. Zeiten Cilli (in diversen Schreibweisen) genannt, aber garnicht, nur das alte Zentrum ist recht handlich und überschaubar auf einer Seite der Eisenbahn zu finden, die hier seit 1846 Halt macht. Zu römischer Zeit war es ein wichtiges lokales Zentrum, im Mittelalter Sitz eines Fürsten und fiel dann an die Habsburger – mehrere Museen sind in historischen Palastnalagen untergebracht und widmen sich der Geschichte der Stadt. Die Geschichte im 20. Jhdt. war, wie überall in Slowenien, gelinde gesagt schwierig und die Aufarbeitung ist noch immer nicht ganz abgeschlossen (da dürfen wir uns in Österreich aber an der eigenen Nase nehmen): Nationlitätenkonflikte zu Zeiten der Monarchie, kurz danach die Verbrechen der NS-Zeit mit Massenerschiessungen und der Sprengung der einzigen serbisch-orthodoxen Kirche der Stadt. Unmittelbar nach dem Krieg ein Internierungslager unweit der Stadt, in dem Tausende den Tod gefunden haben (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Teharje). Verstünde man mehr Slowenisch, man sähe hier mehr als nur die wunderschöne Landschaft.
Durch diese Berglandschaft geht es auf dem Weg von Ljubljana nach Celje, die meiste Zeit gemütlich bergauf, nur der letzte Kilometer hat es in sich. Hier oben wird der Verkehr dünner, so dünn, dass uns der Fahrer des Schulbusses, der uns beim Abliefern der Schlukinder mehrfach überholt hat bzw. uns entgegen gekommen ist, schon zuwinkt. Vielleicht haben wir ihm auch leid getan, so nass wie wir nach stundenlangem Regen dann waren. Darüber, über das Wetter auf dem ersten Teil der Etappe, breiten wir aber den Mantel des Schweigens, ebenso wie über die unaufhörliche Beschallung mit den grössten Hits vno ABBA heute beim Frühstück (nicht missverstehen – das Frühstück war ausgezeichnet, aber im Gegensatz zum Frühstück kann man sich die Musik halt leider nicht aussuchen).
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