Schon vor rund 500 Jahren hat man eine Strasse über die Tauern gebaut, die im Wesentlichen dem Verlauf der heutigen B 99 folgt. Also eigentlich umgekehrt: die B 99 folgt der alten Strasse. Eh klar. Diese Strasse war wichtig genug, dass sie schon im 18. Jahrhundert ausgebaut wurde, heute aber verläuft mehr oder minder parallel die Tauernautobahn und somit hält sich der Verkehr halbwegs in Grenzen. Dass heute nämlich Urlauberschichtwechsel ist haben wir Dussel nicht bedacht. Anscheinend ist jeweils die Hälfte der niederländischen Bevölkerung gerade auf dem Weg in die Berge oder aus den Bergen nach Hause. Dazu auch noch Fahrzeuge aus Deutschland, Tschechien, Italien, Belgien und natürlich Österreich, aber der Grossteil wählt die vernünftigere Route über die Autobahn und nach dem Abzweiger ist Ruhe.
Die Strecke führt uns zunächst über Tamsweg, wo wir unsere Ausrüstung aufstocken. In unserer Freude über die in Aussicht stehenden kühleren Temperaturen haben wir nämlich vergessen, dass ”kühl” auf über 1700 m “ganz schön huschi-kalt” heissen kann. Wir radelnde Halbschuhtouristen haben uns also verwachselt und erwerben im ausgezeichnet sortierten Intersport in Tamsweg noch 2 Paar Beinlinge um bei den bevorstehenden fast 1000 HM bergab nicht zu erfrieren.
Es geht fast den ganzen Tag bergauf, am Anfang noch eher gemächlich, dann ab Mauterndorf etwas steiler und bis Obertauern haben wir auch ein paar Kilometer mit bis zu 10%. Teil- und zeitweise ist die Strasse wegen Lawinengefahr auch in einer Galerie untergebracht: im Sommer fahren wir auf der nach oben offenen Strasse, im Winter werden ein paar “Jersey-Wandln” umgestellt und der Verkehr wird unter Dach gebracht.
Obertauern ist als Wintersportort bekannt, schneesicher wegen seiner Lage auf über 1700 m. Im Sommer wirkt das da oben aber sehr verschlafen, auch wenn sich Wandernde und ein paar Mountainbiker*innen zeigen. Für uns gibt es gerade genug “oben”, dass man sich mit Kaffee und Kuchen stärken kann, und dann geht die Strasse gleich wieder steil runter. Die Finger werden langsam klamm, aber zum Glück gibt es an der Ortsausfahrt noch ein kleines Sportgeschäft, das Rad-Handschuhe mit langen Fingern hat, sogar welche in Grösse 11 für Ulrich. Damit ist die steile Abfahrt dann gleich viel angenehmer und bei künftigen derartigen Touren kommen die Langfinger ganz sicher ins Gepäck!
Radstadt hat seit mehreren Jahrhunderten eine unifomierte Bürgergarde, die dieses Wochenende ein dreitägiges Fest feiert. Es gibt ein Zelt, Grillhendl, Musik und vermutlich auch jede Menge Bier und für diejenigen, die dann noch können, geht es morgen um 10 Uhr mit Blasmusik weiter. Wieviel Fest es heute aber wirklich geben wird, werden wir sehen, denn es regnet schon seit wir in Radstadt angekommen sind anhaltend. Schauen wir mal…
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